Cold Years – Paradise (Inside Job/eOne, 04.09.2020)

Was sich mit den ersten beiden Songs wie eine verschollenes Album von The Gaslight Anthem anhört, wird mit der Zeit immer mehr zu einer modernen Rockplatte, mit der die Schotten Cold Years so manch offene Tür einrennen dürfte. Ehrlich… ja Mann, das Quartett weiß wirklich was es tut!

Aber mal zurück an den Anfang: Mit was haben wir es hier eigentlich zu tun? Mit leicht punkiger Gitarrenmusik, die aber auch von den großen Songwriter-Rockern beeinflusst zu sein scheint. Hell leuchtend, aber stets mit einem kleinen Hauch dieser feinen schottischen Melancholie. Mit Texten, mit denen sich jeder irgendwo identifizieren kann, wenn einem auch mal wieder das Herz blutet. Der verhalten startende Opener „31“ steht exemplarisch für den Rest der Platte. Inhaltlich: „Die Story des Songs selbst ein klassisches Epos zwischen Teenage Angst und Aufbruch, zwischen Sehnsucht und Verlust, die Geschichte vom Gras, das auf der anderen Seite immer grüner erscheint als dort, wo man selbst gerade steht.“

Geht immer. Kennt man auch von Bands wie Hot Water Music, Against Me! oder den bereits genannten The Gaslight Anthem. Und Fans dieser drei können hier besonders genau hinhören. Von jenen haben Cold Years ohrenscheinlich auch gelernt wie man knackige, auf den Punkt kommende Lieder schreibt. Jene kommen ohne große Mätzchen und Verzierungen daher. Zack und voll auf die Zwölf. Im Studio auf den direkten Einschlag hingeschmirgelt.

Und das ist auch der größte Vorwurf, welchen man „Paradise“ machen kann. Bisweilen klingt das Ganze einfach immer wieder ein bisschen brav und glattgebügelt. Dabei schlummert unter der Oberfläche nicht selten ein Orkan, wie es besonders Songs wie „Breathe“, „Burn Down The House“ oder „Life With A View“ zeigen. Dafür reiht sich Hit an Hit, welche man vollumfänglich genau so im Radio spielen könnte. Denn sie sind mit genügend Popappeal gesegnet, dass es spielend leicht ins Ohr geht. Dafür gehen große Hymnen wie „The Waits“, „62 (My Generation’s Falling Apart)“ oder auch die abschließende Akustiknummer „Hunter“ auch ans Herz.

Ja, am Ende ist „Paradise“ schon eine schöne Platte!

 

Trackliste:
1. 31
2. Life With A View
3. Night Like This
4. Northern Blue
5. Breathe
6. The Waits
7. Burn The House Down
8. Electricity
9. Too Far Gone
10. Hold On
11. Dropout
12. 62 (My Generation’s Falling Apart)
13. Hunter

 

 

Photo-Credit: DAVID DUOLLO

 

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