Schon vor etwas längerer Zeit erreichte mich seit langem mal wieder eine Promo in Form eines Vinyls – und dann gleich ein Doppelalbum.
Urheber des wundervoll aufgemachten und in schweren Vinyl (140 oder 160 Gramm, denke ich) gepressten Werks sind die beiden japanischen Experimentalmusiker Chihei Hatakeyama (Gitarre, Elektronik) und Shun Ishiwaka (Schlagzeug, Perkussion, Elektronik). Die beiden haben sich als Solokünstler und in anderen Kollaborationen bereits einen ganz guten Namen in der Experimentalmusik gemacht. Für diese Arbeit haben sie sich dann mal zusammengetan. Herausgekommen ist dabei eine ganze Menge Material, welches nun über zwei Doppelalben veröffentlicht wird. Hier, der im Mai erschienene erste Teil, der zweite soll noch im Oktober folgen.
Die Musik, die produziert wurde, ist nur sehr schwer zu beschreiben. Bedient man die Klischeeausdrücke, so haben wir hier ein schönes, weitflächiges elektronisches Ambientalbum vorliegen, das perkussiv innovativ unterstützt, wunderbar durch den Raum mäandert und dabei sehr eingängig ist. Aber das würde dem Ansatz der Musiker und dem Ergebnis in keiner Weise entsprechen.
Die Stücke verströmen eine wunderschön entspannende Atmosphäre, die den Hörer in sich aufnimmt oder wahlweise trägt. Dafür sind die elektronische, um sich kreisenden Klänge verantwortlich, die durchaus etwas in den Hintergrund gemischt sind. In diesen Sounds arbeiten sich immer wieder etwas rauere E-Gitarrenklänge – mal experimentell, mal schwebend, wie bei den besten 90er Jahre Shoegaze-Produktionen. Aber auch diese sind so eine halbe Lautstärkennummer zurückgedreht und erklingen entweder im Gleichklang oder im Wechsel mit der Elektronik. Während ich den Klängen hier so gerade lausche und auf unseren herbstlichen Garten Blicke, kommt mir direkt das Wort „Traum-Soundtrack“ in den Sinn.
Nun stellt sich die berechtigte Frage, wenn die bisher genannten Instrumente und Klänge in den Hintegrund gemischt sind, was ist denn dann im Vordergrund los? Und das sind tatsächlich die Perkussionen und das Schlagzeug. Dieses arbeitet fortwährend in allen Stücken und wechselt dabei von sanfter, sounddienlicher Spielweise in experimentellere Jazzspielarten, bis hin zu kontemporären Klängen.
Das klingt auf dem Papier etwas ungewöhnlich und beim ersten Hören muss man sich auch erst ein wenig darauf einstellen (was auch daran liegt, dass besonders im Einstiegsstück auf einige eher kontemporäre Perkussionen gesetzt wird), doch dann merkt man irgendwann, dass einen zunächst die beschriebenen perkussiven Klänge faszinieren und umspielen. Man versucht ihnen zu folgen und findet sich dann irgendwann im Gesamtsound wieder und lässt das Kopfkino einfach laufen. Das ging zumindest mir so.
Das vorletzte Stück wird dann noch von einer engelsgleichen Frauenstimme veredelt, was natürlich perfekt zu dem Klangbild passt.
Diese wunderbare Mischung aus experimentellen Ansätzen, Ambient und Shoegaze wurde äußerst professionell und klanglich perfekt umgesetzt. Die Sounds sind gleichermaßen für den Kopfhörergenuss wie zum ausfüllen des Raumes mit den Boxen geeignet. Ein wunderbares Album – ich bin schon sehr auf den zweiten Teil gespannt.
- M0
- M1.1
- M1.2
- M4 (feat. Hatis Noit)
- M7
https://gearboxrecords.bandcamp.com/album/magnificent-little-dudes-vol-1