Chapel Of Disease – …And As We Have Seen the Storm, We Have Embraced the Eye (Ván Records, 23.11.2018)

Zum Ende des Jahres hauen Ván Records mit dem feinen neuen Album von Sulphur Aeon noch einen echten Todesbleihammer raus (Review hier in Kürze). In dieser Euphorie wäre mir fast entgangen, dass die Nordrhein-Westfalen Chapel Of Disease kurz vorher auch schon ein ziemlich feines Ding veröffentlicht haben. Ebenfalls bei Ván. Ebenfalls die dritte Scheibe.

Doch das Dasein als echter Death-Metal-Act hat man mittlerweile abgelegt. Und das ist genau der Punkt, an dem es interessant wird. Auf „…And As We Have Seen the Storm, We Have Embraced the Eye“ hört man die Wurzeln der Band immer noch sehr stark. Aber man gefällt sich damit, sich schön zwischen die Genrestühle zu setzen und einfach nach Herzenslust loszuspielen. Das Rohe und Ungehobelte des ursprünglichen Death Metal hat man durchaus noch beibehalten, der Gesang präsentiert sich kehlig, aber nicht so derbe growlend. Die Riffs sind hart und tief und immer wieder werden krasse Blasts rausgehauen. Doch dann überrascht man gleichzeitig mit diesem eigentümlichen rockigen Charme. Ja, Classic Rock der 70er gar, Proto Metal, irgend so etwas, leicht proggy, maximal verspielt und auch mal offen und locker im Sound.

Das hat was und lässt Chapel Of Disease durchaus speziell klingen. Oder eher besonders. Besonders gut. Denn die Mischung ist äußerst stimmig und klingt sehr flüssig und harmonisch, ohne irgendwelche Brüche. In den meist überlangen Stücken wird kräftig soliert und der eigenen Spiellaune freien Lauf gelassen. Glücklicherweise gerät der Song dabei nie wirklich aus dem Fokus. Hört euch mal „Song Of The Gods“ an. Geile Dynamik, hardrockiges Riff, heavy Zeug, große Hook, verspielt und doch maximal mitreißend. Echt klasse.

Wer möchte entdeckt auch mal schwarze Raserei („Null“), postpunkige Keyboard-Einschübe („The Sound Of Shallow Grey“) oder auch mal schon fast bluesig brummenden Klargesang („1.000 Different Paths“). Langweilig wird es hier wirklich nicht und es bleibt stets interessant der Band bei ihrer eigenen Häutung zuzuhören. Denn hier ist gar nichts typisch irgendwas und man könnte das Album glatt als eine Art Neuanfang ansehen. Spannend!

Ich glaube ich muss jetzt meine Bestenliste für 2018 doch noch überdenken…

 

Trackliste:
1. Void of Words
2. Oblivious – Obnoxious – Defiant
3. Song of the Gods
4. Null
5. 1.000 Different Paths
6. The Sound of Shallow Grey

 

4.5