Celeste – Infidèle(s) (Denovali Records, 29.09.2017)

Ein immer noch viel zu gut gehütetes Geheimnis der französischen Extrem-Musikszene sind Celeste aus Lyon. Getrieben von einer eindeutigen, künstlerischen Vision veröffentlichte man bisher eine EP und vier Studioalbum. Das letzte – zudem ein Doppelalbum – kam 2013 heraus. Für Bandverhältnisse ist damit schon regelrecht viel Zeit vergangen, da man früher seine Veröffentlichungen glatt im Jahrestakt raushaute.

Und Celeste sind irgendwie ein Phänomen. Denn immer wenn man denkt es geht nicht mehr viel düsterer, kommt das französische Quartett um die Ecke und beweist das Gegenteil. Celeste ist ein dunkler, alles verzehrender Bastard aus Hass und Verzweiflung. Hier gibt es kein Licht am Ende des Tunnels mehr. Die Musik ist faszinierend und abstoßend zugleich. Wie ein Tanz auf der Rasierklinge. Ein falscher Schritt und es ist aus mit dir.

Die Musik selbst: ein Bastard aus Post-Hardcore, Doom und der klirrenden Kälte des norwegischen Black Metals. Der Gesang: ein Bellen und Schreien, dem Kollaps nahe. Man muss schon ein Faible für extreme Sounds mitbringen, um hierin Schönheit entdecken zu können.

Und doch ist sie irgendwo da in Stücken wie „Sotte, sans devenir“ oder „Sans coeur et sans corps“. Man muss nur genauer hinhören. Doch am Ende ist das Ganze Ton gewordene Katharsis. Denn geht ein Album von Celeste zu Ende, fühlt man sich ausgezehrt. Aber gleichzeitig auch geläutert.

Wie die Band das macht bleibt wohl ihr Geheimnis. Gerade die Unergründlichkeit macht Celeste wohl so faszinierend. Natürlich darf man aber nicht verkennen, dass sich mit der Zeit eine gewisse Eintönigkeit einschleicht. Das hat man in den zurückliegenden Jahren vielleicht ein wenig besser gekonnt. Aber was kommt schon ohne Makel aus?

Trackliste:
1. Cette chute brutale
2. Comme des amants en reflet
3. Tes amours noirs illusoires
4. Sombres sont tes déboires
5. À la gloire du néant
6. Sotte, sans devenir
7. (I)
8. Entre deux vagues
9. De l’ivresse au dégoût
10. Sans coeur et sans corps

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