Castillo – Honig (BDKA, 14.01.2022)

Die Nordlichter Brett waren eine DER Hoffnungsträger der deutschsprachigen Rockmusik in den letzten Jahren. Mit drei EPs und dem Album „WutKitsch“ wurde musikalisch einiges an Staub aufgewirbelt. Die Hoffnung auf größere Weihen hatte sich allerdings im Sommer 2020 zerstreut, nachdem man offiziell das Ende der Band bekanntgab. Schade. Sehr schade.

Allerdings verkündeten Sänger Max Reckleben und Schlagzeuger Stefan Schulten recht schnell ein neues Projekt. Zusammen mit Julian Elsesser ist man nun Castillo. Ein neues Biest, kein Fortführen etwas Altem. Das bratzig Breitbeinige von Brett schüttelte man komplett ab, dafür ist das Songwriting von damals durchaus noch erkennbar. Allerdings im lässigen und einfallsreichen Indiepop-Sound.

Große Popgesten dürfen dabei gerne auch mal vorkommen. Viel lieber aber groovt man lasziv tanzbar und sexy durch fuzzy eingängige Songs. „Ein bisschen wie eine Mischung aus Bilderbuch ohne Austro-Touch und deutsch gesungenen Queen“, diktierte man mir im vorab. Und dieser Wink ist gar nicht mal so verkehrt. Dazu noch ein Hauch schäbiger Killers und jede Menge Eigensinn, verpackt in Lieder über Liebe, Hass und allem dazwischen, die so unheimlich charmant klingen, dass man sie sogar als ausgemachter Rockhörer einfach mögen muss.

Ist aber auch nicht schwer. „Prometheus“ packt einen gleich mit schweren, funky Grooves, während „Manitu“ einen bitterbösen Text in eine schöne Popmelodie verpackt. Schon speziell und doch typisch Max Reckleben. „Honig“ gefällt mit lässig hüpfendem Sound, während „Radio“ gen Pophimmel taumelt. „Big Sky“ packt zuerst die Disco-Kugel aus, verwandelt sich hinten raus aber in eine angenehm melancholische Nummer.

Ja, diese Fünf-Song-EP hat was. Sollte man auf jeden Fall reinhören. Hätte man gerne auch für den Plattenschrank. Am besten mit noch weiteren solch feiner Nummern.

 

Trackliste:
1. Prometheus
2. Manitu
3. Honig
4. Radio
5. Big Sky

 

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