Photo-Credit: Julia Lankl

Caspar Brötzmann Massaker – it’s a love song (Exile On Mainstream Records, 20.06.2025)

Der Gitarrist Caspar Brötzmann ist kein einfacher Musiker, dessen Musik man in normalen Maßstäben einordnen kann. Zu ungemütlich und zu eigenwillig agiert er. Übliche Strukturen werden zur Seite geräumt, Sounds bis zur Katharsis aufgetürmt.

Exile On Mainstream veröffentlichen jetzt sein neues Werk „it’s a love song“ in Europa. Eine Art Zwischenstation zu einem neuen, lange geplanten Studioalbum. Die Dringlichkeit der momentanen Weltlage verlangte es von Brötzmann aber, dass zuerst dieses Stück veröffentlicht wird. Ein Protest gegen Gewalt, die sich gerade in vielen Formen manifestiert und einem die Hoffnung raubt. Deshalb Liebe. Auch wenn das Gehörte keineswegs so klingt.

„it’s a love song“ besteht dabei im Kern aus einem, überlangen Stück, welches in zwei im Januar aufgenommenen Liverversionen mit seinem Trio Massaker zu präsentiert wird (Länge knapp 14 und 18 Minuten). Das kurze, ambiente „Bar Open“ hat lediglich einen Intro-Charakter. „All This Violence“ ist das Ding, um das sich hier alles dreht. Ein tiefenlastiges, beschwörerisches Drone-Gebilde, in dessen Mitte der aggressiv gesprochene, verzweifelte Text Brötzmanns vorgetragen wird. Die Hoffnung schwindet hier vollends und das Gehörte schmerzt regelrecht. Ein dunkler Schlund, der alles zu verschlucken droht.

Wer aber nicht genau hinhört, begreift das Ganze eher als dröhnende, seltsame Un-Musik. Und am Ende ist es das wohl auch. Denn man muss sich mit jeder Faser darauf einlassen mögen. Aber irgendwie ist es auch seltsam faszinierend. Ein Urteil kann hier nur sehr subjektiv gefällt werden und deshalb macht eine Punktebewertung auch keinen Sinn.

 

Trackliste:
1. Bar Open
2. All This Violence (Live in Vienna, 29.1.25)
3. All This Violence (Live in Dresden, 25.1.25)