By Fire And Sword – Glory (No Remorse Records, 22.09.2023)

Meine Güte, eigentlich fühlt man sich fast genötigt bei all dem Brimborium voller glitzernder Herrlichkeit und Frömmigkeit, den By Fire And Sword veranstalten, entnervt abzuschalten… Aber halt! Schaut man mal genauer hin, ist „Glory“ dann doch nichts anderes als eine sarkastische, bitterböse Religionssatire, welche die Weihrauchwedelei von Powerwolf bieder aussehen lässt, wenn The Reverend und Brother Jeffrey ihren Klingenbeutel rumgehen lassen.

Während man den textlichen Inhalt definitiv nicht ernst nehmen kann, sieht das bei der Musik schon anders aus. Denn diese ist nicht bloß ein Vehikel für den derben Humor der Amis, sondern ein mundendes, schwermetallisches Menü. Auf der einen Seite fühlt man sich epischen Bands wie Visigoth oder Gatekeeper nahe, auf der anderen spricht man mit seinem melodiösen Powersound auch Freunde von Blind Guardian an.

Was By Fire And Sword allerdings von der Konkurrenz unterscheidet, ist, dass die Songs nicht von einem muskelbepackten Heldentenor vorgetragen werden. Der Reverend klingt mit seinem weichen, aber doch Pathos-beladenen Gesang wie ein durch die Lande ziehender Wanderprediger und stimmlich eher wie eine Kombination aus Tobias Forge (Ghost) und Mark Shelton (Manilla Road). Das wirkt anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, hat aber in der Kombination mit den starken Songs allemal seinen Reiz.

Und das Songwriting ist die große Trumpfkarte von By Fire And Sword. Denn die zehn Stücke von „Glory“ reißen gut mit, wenn man sich erstmal darauf einlässt. Egal ob es schwungvoll nach vorne tuckernde Stücke wie „Fear And Trembling“ und „Glory, Live And Light!“ sind oder großer Hymnenstoff wie „Mind, Body, Soul (Total War)“ und „Tithe (The Money Song)“. Dazwischen darf es auch mal etwas melancholisch („Tap The Conduit“) oder dezent balladesk werden („The Flood“). Mit dem Instrumental „A Moment Of Silent Reflection“ taucht das Gemeindeoberhaupt ganz in seiner Sakristei ab.

Mit ihrem ersten vollen Album haben mich By Fire And Sword ordentlich überrascht. Coole Mucke und etwas zum Schmunzeln – herrlich!

 

Trackliste:
1. Leave a Little Room
2. Fear and Trembling
3. The Feast
4. Tap the Conduit
5. Tithe (The Money Song)
6. Glory, Love and Light!
7. A Moment of Silent Reflection
8. Mind, Body, Soul (Total War)
9. The Flood
10. Dear Reverend (Please Take My Hand)

 

4.3