Brainstorm – Midnight Ghost (AFM Records, 28.09.2018)

Äußerst zuverlässig versorgen die schwäbischen Power-Metaller (das Power müsste in dem Fall mit einem dicken, fetten Ausrufezeichen geschrieben werden!) Brainstorm ihre Fans mit neuem Stoff. Ganz nach dem Motto „schaffe, schaffe, Häusle baue“. Na gut, wieder Schluss mit diesem Klischeekäse…

„Midnight Ghost“ nennt sich der Nachfolger zum vor zwei Jahren eingetüteten „Scary Creature“. Und mit unheimlichen Kreaturen beschäftigt man sich dieses Mal besonders. Zwar ist das neue Werk kein echtes Konzeptalbum, doch als thematischer roter Faden dienen Ängste, die einen seit Kindheitstagen begleiten. Die Angst vor Geistern, Monstern unterm Bett, vor wilden Bestien in der Nacht etc. Ein zeitloses Thema wohl.

Musikalisch blieb man sich erwartungsgemäß treu. Auch anno 2016 gibt es äußerst kräftigen Powermetal ohne Kinderliedmelodien, dafür umso mehr zupackend nach amerikanischem Vorbild. Die Songs sind durchgehend rhythmisch angelegt, sehr heavy und kommen in der Regel nicht ohne einem großen „Fäustereckrefrain“ aus, bei dem Meistersänger Andy B. Franck sein Können ausspielt. Doch dieses Mal wollte man es ein wenig anders machen und man nahm das Album nicht mehr mit Achim Köhler, sondern mit Sebastian „Seeb“ Levermann, dem Kopf hinter Orden Ogan, auf.

Die Befürchtung, dass hierdurch eine zu große Glättung des Brainstorm-Sounds stattfand oder die fünf Herren sich in belanglosen Sphären einnisten, ist natürlich weitestgehend übertrieben, auch man den Vorwurf nicht komplett entkräften kann. Brainstorm wissen was sie wollen und eine „Orden-Organisierung“ fand nicht wirklich statt, auch wenn die Sound schon ziemlich modern fett ist und man großen Wert besonders auf die harmonischen Refrains legte, immer wieder etwas zu viel bombastischer Klimbim mitschwingt oder man auch kurze Hu-hu-Gesangspassagen findet. Doch darüber lässt sich durchaus hinweghören.

Vor allem, das die Songs wirklich knackig und stark geworden sind. Man hört der Band die Laune an, die sie beim Schreiben und einspielen hatte. Zackig-hymnische Power-Songs wie „Revealing The Darkness“, „Ravenous Minds“ und „Haunting Voices“ wissen sofort zu begeistern. Flotte Stampfer der Marke „The Pyre“ und „Devil’s Eye“ nicht viel weniger. Balladeske Anflüge gibt es beim Abschlussstück „The Path“, die Epik-Keule wird bei „Jeanne Boulet (1764)“ (und das durchaus effektiv) geschwungen.

„Midnight Ghost“ ist keine Malen nach Zahlen, sondern ein Album von einer Band, die immer noch ziemlich Schwung hat. Beide Daumen hoch!

 

Trackliste:
1. Devil’s Eye 4:36
2. Revealing the Darkness 4:46
3. Ravenous Minds 5:02
4. The Pyre 4:20
5. Jeanne Boulet (1764) 7:47
6. Divine Inner Ghost 4:38
7. When Pain Becomes Real 4:58
8. The Four Blessings 4:52
9. Haunting Voices 5:46
10. The Path

 

4.5