Brainstorm – Metus Mortis (Metal Blade, 22.10.2001)

Es war August 2002 und ich stand in Abtsgmünd beim mittlerweile ziemlich großen Summer Breeze vor der Bühne. Da machte sich eine Band namens Brainstorm daran, jene zu entern. Brainstorm, ist das nicht so eine dudelig-nerive Power-Metal-Band wie Freedom Call oder Rhapsody aus der schwäbischen Provinz? Weit gefehlt (na gut, bis auf letzteres…)! Hier wurde heißer, brettharter Stahl geschmiedet und die fünf Herren rissen unheimlich mit ihrem kraftvollen Sound mit. Zack – Treffer versenkt. Wie schön, dass es den Auftritt unter dem Namen „Live Suffering“ als Bonus-DVD zum Album „Soul Temptation“ gibt…

Da kam das sympathische Quintett mit seinem damals noch aktuellen Album „Metus Mortis“ gerade recht, um den Autor durch eine schwere Zeit zu helfen. Sie hatten künftig einen Fan mehr – bis heute. Im Rahmen der Handwritten-Classics passt es doch, dass jenes Album vor genau zwei Dekaden veröffentlicht wurde. Also, rausholen und mal wieder hören. Und was soll ich sagen, es tritt noch immer feste in den Allerwertesten!

Brainstorm beim Summer Breeze 2002

Power Metal, ja, aber hier nicht als Schimpfwort. Kinderliedmelodien zu Nähmaschinenrhythmen sind nicht gerade das Metier der im württembergischen Gerstetten gegründeten Band. Viel eher orientierte man sich anfangs an Bands die Vicious Rumors, deren „Don’t Wait For Me“ man hier als gecoverter Hidden-Track ganz am Ende vorfand. Kraftvoller, nach vorne drückender Metal ohne Dicke-Hosen-Gehabe. Rifflastig, vom Dampfhammer-Drumming nach vorne getriebene Mucke, die meist in hymnische Refrains mündet. Vorgetragen hier auf dem zweiten Album von Sänger Andy B. Franck.

Man kann gut sagen, dass sich Brainstorm auf „Metus Mortis“ endgültig so richtig zusammenfanden. Auf dem Vorgänger „Ambiguity“ probierte man sich mit dem charismatischen Mann am Mikro noch etwas mehr aus, hier klingt man so typisch, wie ein Brainstorm-Album nur klingen kann. Ohne wirkliche Verschnaufpausen geradeaus.

Das titelgebende Intro baut etwas Stimmung auf, aber mit „Blind Suffering“ haut man einen richtigen Dampfhammer raus. Ein Powerhit erster Kajüte, dem noch weitere folgenden sollten. Hat man den Hörer vorerst etwas geplättet, lässt man mit dem zackigen „Shadowland“ die Sau so richtig von der Kette. Wer es bisher noch nicht merkte: mit Andy hatte man nun einen echt klasse Mann an seiner Seite. Leidenschaft pur und in Sachen Stageacting und Gesang braucht man sich nicht wundern, wenn der eine oder andere ihn als „der deutsche Bruce Dickinson“ bezeichnet. Zwar packt er auf „Metus Mortis“ noch hin und wieder seine „böse“ Mustaine-Stimme aus (z.B. bei „Behind“), aber ansonsten zeigt er sich ohne Pathos oder übertriebenes Gejaule als perfekter Metal-Shouter.

In Sachen Tempo wird auf der Platte nicht allzu viel variiert. Vom packenden Midtempo bis zum teils fast thrashigen Geklöppel (u.a. „Strength Of Will“) reicht die Palette. Balladen? Brauchen Brainstorm nicht, auch wenn man mit dem teils düster schleppenden „Under Lights“ Stimmung verbreitet. Zusammen mit „Maharaja Palace“ vom Vorgänger und „Shiva’s Tears“ vom 2003er Nachfolger „Soul Temptation“ hat man ein starkes Trio zusammen, welches man gerne mal live als solches präsentieren könnte.

Ansonsten ergötzt man sich hier weiter ein starken Songs wie „Hollow Hideaway“ und „Checkmate In Red“. Wenn man es genau nimmt, ist die erste Hälfte der Platte ein kleines bisschen stärker als die zweite. Fällt aber nicht so sehr ins Gewicht. „Metus Mortis“ ist wunderbar gealtert und könnte von der Band in dieser Form auch genauso 2021 veröffentlicht werden. Ein zeitloser Knaller einer leider immer wieder etwas unter dem Radar fliegenden Truppe.

Zum Wiederentdecken auf jeden Fall geeignet!

 

Trackliste:
1. Metus Mortis
2. Blind Suffering
3. Shadowland
4. Checkmate in Red
5. Hollow Hideaway
6. Weakness Sows Its Seed
7. Into the Never
8. Under Lights
9. Cycles
10. Behind
11. Meet Me in the Dark
12. Strength of Will

 

 

Photo-Credits:  Bandphoto www.metal-blade.de  /  Liveshot www.summer-breeze.de