Bosse - Sunnyside

Bosse – Sunnyside (Universal/Vertigo, 27.08.2021)

Kritiker werfen Aki Bosse ja schon seit längerer Zeit vor, dass er immer poppiger und immer weniger konkret und belangloser in seinen Texten daher kommt.

Da ich aber persönlich schon von je her immer sehr viel für den liebenswürdigen (und garantiert noch viel mehr als ich schwitzenden 😉 ) Wahl-Hamburger übrig habe, teile ich diese Meinung erst einmal nicht – ich hatte jedoch diesbezüglich ein wenig (nennen wir es) Respekt vor dem neuen Album “Sunnyside”, welches ab heute überall zu kriegen ist.

Schon im Vorfeld hatte man ja dank der Single-Veröffentlichungen schon die Möglichkeit in viele Song herein zu hören – und mit jeder Nummer mehr, die das musikalische Licht der Welt erblickte, beruhigte ich mich… denn Bosse hat die letzten zwei Jahre dazu genutzt um sich viele Gedanken über das Leben, die Lieben und die Welt um sich herum zu machen.

Schaut man sich alleine “Der letzte Tanz” an, dann sehe ich den Song als einen persönlichen Aufruf an mich, das Leben mehr zu lieben und sich im positiven Sinne um sich selbst zu kümmern – denn könnte (gerade in der heutigen Zeit) nicht der letzte Tanz wirklich ganz schnell auch “der letzte” sein?!

Aber nicht nur das Aki die Ruhe und Abgeschiedenheit seines Kellers genutzt hat um Songs zu komponieren und schlaue Sachen zu schreiben – sobald er überirdisch unterwegs war, hat er sich unter anderem um seine Sonneblumen-Samen-Fan-Spenden-Aktion gekümmert. Sorry Bosse, unsere sind irgendwie nix geworden… habe halt auch keinen grünen Daumen!

Oder er hat halt schicke amüsante Videos mit seinem Freund Bjarne Mädel gedreht bzw. sich neben unzähligen Fans auch befreundete Künstler wie Marcus Wiebusch, Enno Bunger, Bela B. & Porky von Deichkind mit ins Boot geholt, um gemeinsam mit ihnen “Das Paradies” zu besingen und von einer besseren Welt ohne Rassismus, Sexismus, Homophobie und dem ganzen anderen Dreck zu träumen.

Alleine wenn man sich diesen Song vornimmt, dann ist die Scheibe inhaltlich alles andere als belanglos und beinhaltet neben vielen anderen Nummern auch eine stabile politische und sozialkritische Meinung, die gerade in der Popmusik leider viel zu selten öffentlich vertreten wird. Hier ziehe ich den Hut… bin aber natürlich davon ausgegangen, dass Bosse seiner Linie natürlich treu bleibt und klar Stellung bezieht, wenn es notwendig ist – und wann wenn nicht jetzt ist es an der Zeit dafür, oder?!

Das man nicht immer nur auf der “Sunnyside” des Lebens unterwegs ist, davon kann Bosse aber auch ein (oder auch mehrere Lieder) singen – darüber hinaus findet er auch noch sehr persönliche und herzliche Worte für seinen “Vater“.

Überhaupt regt mich das neue Album sehr zum Nachdenken an… über mich, mein Leben… über alles was mir wichtig ist. Für mich findet Aki immer wieder die passenden Worte, bringt einen damit kurzzeitig auf Norm… aber bevor die Depression gänzlich einsetzt, findet er dann schnell noch die richtige Kurve, um am Ende alles zu einem positiven Ausgang zu bringen.

Musikalisch ist das Album experimentierfreudiger und die Band bedient sich gerne auch in der elektronschen Ecke – so erkennt man neben den gängigen Instrumenten auch gelegentlich die einen oder anderen Drumloops und Synthesizer-Klänge. Ich bin mal gespannt wie das ganze dann auf der Bühne wirkt… aber der Tanzbär wird uns eh alle wieder zum kollektiven Hüpfen und Mitsingen annimieren, da mache ich mir eigentlich keine Sorgen.

Zusammenfassen bleibt also unterm Strich, dass Bosse hier wieder gewohnt cool abgeliefert und ein stabiles Indie-Pop Album in die Welt geschmissen hat. Mich hat auch “Sunnyside” wieder gepackt und bis auf den einen oder anderen Song, den ich mir wahrscheinlich noch einige Male anhören muss, fühle ich mich gut aufgehoben.

Kauft euch das Ding und entscheidet selber… wir sehen uns auf der “Sunnyside” oder dann spätestens im “Paradies”! 😉

 

Titel:
1. Ende der Einsamkeit
2. Der letzte Tanz
3. 24/7
4. Nebensaison
5. Vater
6. Sunnyside
7. Blumen über Dreck
8. Vagabund
9. Hinter dem Mond
10. Wild nach deinen Augen
11. Der Sommer
12. Ich brenne
13. Das Paradies

Foto: Marco Sensche

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