Bleeding – Universe 25 (DIY, 01.10.2022)

Der Blick auf den Kalender sagt es ganz deutlich: ja, es ist tatsächlich schon wieder fünf Jahre her, dass unsere Lieblings-Prog-Metaller Bleeding ihr letztes Album veröffentlichten. Dabei haben sich die Herren kurz nach der Veröffentlichung von „Elementum“ wieder an die Arbeit neuer Stücke gemacht. Da sieht man mal, dass „Universe 25“ keine „einfache“ Songsammlung ist, sondern etwas mehr bietet, das in der Entstehung Zeit benötigte um zu reifen.

„Universe 25“ beschäftigt sich mit dem gleichnamigen Experiment des US-amerikanischen Verhaltensforschers John B. Calhoun. Hierbei wurden Mäuse in eine für sie scheinbar perfekte Umwelt gesteckt und beobachtet was passiert. Es kam ziemlich schnell zur Überbevölkerung des Habitats, aber im Anschluss auch zu einem absoluten Niedergang der Tiergemeinschaft. Der Wissenschaftlicher stellte dabei durchaus Parallelen zur menschlichen Gesellschaft fest. Und mit genau diesem Weg in den Abgrund beschäftigen sich die Texte des Albums.

Bleeding stellten ihre Musik dabei voll und ganz in die Dienste des Konzepts. Und so gehen Sie auf ihrem dritten Album etwas weg vom Thrash-Sound und ersetzen das gegen ein Plus an Atmosphäre. Dabei rückt man in Sachen Stimmung durchaus an ihre großen Vorbilder Psychotic Waltz heran, auch wenn man musikalisch einen anderen, breiteren Weg geht.

Noch immer gibt es zahlreiche vertrackte Gitarrenparts und Vollgas-Stücke wie das aufpeitschende „Death Squared“. Aber man streckte seine Fühler auch neuen stilistischen Mitteln entgegen. Synth-Teppiche und akustische Gitarren gab es bisher noch nicht bei der Band. Zusammengehalten werden die sieben Kernstücke von kürzeren Ein- und Überleitungen. Dabei entsteht ein rund dreiviertelstündiges Gesamtkunstwerk, welches sich nicht sofort dem Hörer öffnen möchte, aber einen von Mal zu Mal mehr in den Bann zieht. Besonders natürlich die längeren Nummern wie das verwinkelte, vom irren Flair lebende „The Cure“, das stimmungsvolle „Little Creatures“ oder das flirrend proggige „Another Killing“.

Der Gesang von Haye Graf ist eigenwillig und theatralisch wie eh und je. Und man merkt wie sich der Mann hier richtig auslebt und in seinen düsteren Texten aufgeht. Irgendwie steht sein Vortrag auch im Mittelpunkt des Geschehens, auch wenn die Gitarristen Jörg van der Fecht und Marc Nickel immer wieder effektiv nach vorne drängen, während die nach wie vor mitwirkende Rhythmusgruppe aus Bassist Heiko Spaarmann und Schlagzeuger Andreas Tegeler (beide auch Poverty’s No Crime) den Wahnsinn zusammenhalten und nach vorne treiben.

Hier haben sich fünf Musiker verwirklicht und mutig ein neues Kapitel in der Bandgeschichte aufgeschlagen. Sozusagen progressiv im eigentlichen Wortsinne. Daumen hoch!

 

Trackliste:
1. Opening
2. Universe 1
3. Once It Negan
4. Phase A: Social Adjustment
5. Little Creatures
6. Phase B: Rapid Growth
7. The Cure
8. Only The Architects
9. Out Of Pathology Comes Progress
10. Phase C: Stagnation / The Beautiful Ones
11. Death Squared
12. Phase D: Death Phase
13. Another Killing
14. Come To The Universe

 

 

Die CD bekommt ihr auf die Bandcamp-Seite der Band.

 

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