Blackfield – For The Music (Warner Music, 04.12.2020)

Blackfield wurden vor knapp zwei Jahrzehnten von Artrocker Steven Wilson und dem israelischen Musiker Aviv Geffen gegründet, wobei letzterer unter dem Segen des Briten immer mehr die Führung des Projekts übernahm. Nicht umsonst prangt Geffens Gesicht auf den aktuellen Promofotos von Blackfield. Im Hintergrund ist Steven Wilson nun aber wieder stärker involviert und steuert zu einigen Songs sogar den Leadgesang bei, was durchaus an die Anfänge des Projekts erinnert.

Hat man die Taten von Blackfield – so wie der hier schreibende Rezensent – die letzten Jahre allerdings nicht mehr so stark verfolgt, spitzte man bereits beim Vorabvideo zu „Summer’s Gone“ etwas verwundert die Ohren. Blackfield stehen dort anno 2020 mit beiden Beinen im mit Synthies aufgeladenem Pop – mit großen Melodien und durchaus radiotauglichem Hitflair. Genauso beim gemütlich groovendem Titeltrack „For The Music“. Dort hört man genauer hin, merkt man, welch gut geschriebene Songs sich unter dem zeitgemäßen, synthetisch wirkendem Kleister verbergen.

Hier und zum Beispiel auch bei „Under My Skin“ wird schon fast The-Killers-Niveau aufgefahren und die Songs verbreiten trotz des stets melancholisch angehauchtem Gesangs von Aviv Geffen gute Laune. Eine überraschende, aber nicht unangenehme Seite. Die gewisse Schwere in der Stimme verleiht dem Ganzen auch in den glänzenden Momenten eine gewisse Schwere.

Wenn Steven Wilson, wie in „Over & Over“ und „Falling“, das Ruder übernimmt, wird es wieder etwas basischer mit der gewohnten Mischung aus Britpop und melancholischem Rock. Er ist es auch, welcher dem Album mit dem letztgenannten Titel das größte Highlight verleiht. „Falling“ hat einen tollen Refrain, dem man sich nicht so einfach entziehen kann. Die balladesk anklingenden „After All“ und „Garden Of Sin“ üben sich im Kontrast dazu in angenehmer, warmer Zurückhaltung.

In einer viel zu kurzen halben Stunde bieten Blackfield auf ihrem sechsten Album zahlreiche Seelenstreichler, von denen so gut wie jeder seinen eigenen Reiz hat, die man aber nicht alle mögen muss. Der kitschig klingende Abschluss „It’s So Hard“ ist des Guten fast etwas zu viel. Trotzdem kann man ein positives Fazit unter die glatt polierte, neue Veröffentlichung ziehen.

Ist das nun der Sprung in die große Pop-Karriere?

 

Trackliste:
1. For the Music
2. After All
3. Garden of Sin
4. Under My Skin
5. Over & Over
6. Falling
7. White Nights
8. Summer’s Gone
9. It’s so Hard

 

 

3.8