Ein Blick auf die Insel lohnt sich ja eignetlich immer, denn musikalisch gesehen gibt es fast wöchentlich gute (bis sehr gute) Alben, die wahrscheinlich selbst King Charles gelegentlich das Tanzbein wippen lassen. Ob die Songs von Big Special auch dazu gehören, entzieht sich aber meiner Kenntnis.
Die Zwei-Mann-Combo aus Birmingham paart wunderbar den harten britischen Sprechgesang – wie man ihn zum Beispiel von den Sleaford Mods kennt – mit sehr melodischen, eingängigen Parts, die gesanglich schon beim ersten Durchgang gefallen. Dazu ein guter Schwung Industrial Sounds, harte Gitarren, hämmernde Drums… so bekommt das ganze seine ganz eigenen Note und erlangt durchaus einen Wiedererkennungs-Wert!
Das der Brexit wenig gutes, aber eine ganze Menge Chaos und Verderben auf die Insel gebracht hat, darüber haben Joe und Callum einiges zu berichten. Man sollte aber den Sand nicht zu sehr in den Kopf stecken, denn bei aller Verzweiflung ist der Kampf ja vielleicht noch zu gewinnen. Apropos Kampf, selbiger ist auf die Klasse bezogen mehr als ungerecht, die Tritte nach unten gelingen nunmal immer besser, als wenn man versucht über sich jemanden zu treffen.
Wer sanfte Melodien und Texte sucht, der ist bei Big Special definitiv falsch aufgehoben – „Desperate Breakfast“ zum Beispiel handelt von Respekt und negativen Einflüssen, die es zu bekämpfen gilt, denen man sich aber auch nur selten komplett entziehen kann.
Das “Shithouse” erinnert mich in Teilen an die Idles, deren eigensinniger Stil ebenfalls gut ankommt und mich persönlich eher anspricht, als das ewig gleichgelutsche Zeugs, was man aktuell sonst so oft zu hören kriegt. Das der Song das Thema Depressionen hart anpackt, macht ihn mir noch sympatischer. Sehr gut gefallen hat mir auch „This Here Ain’t Water“, in dem es um Mental Health geht – ein Bereich der heute viel zu sehr hinten rüber kippt. In der schnelllebigen heutigen Zeit hat man ja kaum noch Kapazitäten, sich einfach mal entspannt zurück zu lehnen und Energie auftanken zu können.
Eins sei schonmal gesagt, die Musik der Briten macht echt Spaß und auch wenn es bisweilen durchaus durcheinander und verrückt klingt, hier hat alles Hand und Fuss!
Einer der schönsten Songs des Albums ist für mich “Black Dog/White Horse“, wo Joe noch einmal alle Facetten aus seiner Stimmer heraus holt. Ruhig, gelassen… stimmlich sehr sehr schön. So lässt es sich schon auf die nächsten Veröffentlichungen von Big Special warten.
Titel:
1. BLACK COUNTRY GOTHIC
2. I MOCK JOGGERS
3. DESPERATE BREAKFAST
4. SHITHOUSE
5. THIS HERE AIN’T WATER
6. MY SHAPE (BLOCKING THE LIGHT)
7. BLACK DOG / WHITE HORSE
8. BROADCAST: TIME AWAY
9. iLL.
10. MONGREL
11. BUTCHER’S BIN
12. DUST OFF / START AGAIN
13. FOR THE BIRDS
14. TREES
15. DiG!