Betontod im Interview – Bunter Widerstand und Subkultur

Die Rheinberger Betontod sind inzwischen eine feste Größe in der deutschen Rockmusik. Die Band und ihr Erfolg sind über die Jahre gewachsen, Platzierungen in den Toprängen der deutschen Charts inklusive.
Ende August steht die Veröffentlichung des neuen Albums „Vamos“ an. Wir haben mal bei der Band angeklopft und ein paar Fragen hinterlassen.

 

Euer neues Album und der Titeltrack hören auf den schicken Titel „Vamos“, und das Intro zum Album habt ihr „Para Toda La Vida“ genannt. Warum habt ihr dem Album und einem spanischen Titel gegeben?

Weil wir durch unseren Gitarristen Mario, der ein halber Kolumbianer ist, eine enge Beziehung zu dieser Sprache haben.

Im Titelsong „Vamos“ beklagt ihr die fehlende Subkultur, Punk, Gothic und Metal versumpfen im Mainstream, viele Menschen sind zu angepasst. Woran macht ihr fest, dass Subkultur nicht mehr existent ist? Vielleicht hat sie sich auch einfach nur verändert und mit steigendem Alter nimmt man die Subkultur vielleicht nur anders wahr, als man dies als Jugendlicher macht!?

Ich denke nicht. Wir betrachten diese Entwicklung halt schon sehr genau seit vielen Jahren. Wenn man z. B. die Punkbewegung mal reduziert auf die Punk-Festivals, die es noch gibt, dann ist das echt erschreckend. Und hier wird es Zeit, dass sich gerade in diesen politischen Zeiten wieder ein Widerstand formiert. Das kann gerne sehr bunt sein!

Betontod sind nun seit 28 Jahren im Rockzirkus unterwegs. So richtig in Gang gekommen ist eure Karriere mit dem Album „Antirockstars“ (2011). Seit diesem Album geht es eigentlich permanent nach oben.
Habt ihr damals etwas grundlegend bei Betontod geändert, wodurch sich Karriereschub eingestellt hat?

Nein, für uns war eigentlich das „Schwarzes Blut“ richtungsweisend. Das war das erste Mal als wir dachten „hey, hier erreichen wir Leute, die wir vorher nicht erreicht haben“. Und wir haben uns die Frage gestellt, „wollen wir dass alles wirklich? Gas geben und schauen wie weit wir kommen“.

Das Album „Traum von Freiheit“ hat an den Top 10 gekratzt und mit „Revolution“ habt ihr es auf Chartposition 3 geschafft.
Was bedeuten solche Chartpositionen für eine Band wie Betontod, die ihre Wurzeln im Punk und Metal hat? Erhöhen solche Platzierungen den Druck auf die Band mit dem nächsten Album diese Erfolge wiederholen zu müssen?

Wenn wir sagen würden, dass es für uns nichts bedeutet, würden wir lügen. Da gibt es einige Bands draußen, die so tun als ob es überhaupt nicht relevant wäre, dass dann aber total abfeiern (zumindest intern). Nein, für uns ist das natürlich interessant, da es auch eine Art Gradmesser ist, ob die Leute unsere Scheiben kaufen und anhören.

Im Song „Stück für Stück“ sprecht ihr recht deutlich aktuelle gesellschaftliche Missstände an. Wenn man sich die aktuelle Nachrichtenlage mit durchgedrehten Seehofers, bekloppten Trumps und der ein-Themen-Partei AfD anschaut, dann merkt man, dass sich die Gesellschaft grade verändert. Wie kann man dem beikommen, oder sind eurer Meinung nach in unserer Gesellschaft viele Menschen schon so abgestumpft, dass viele nicht mehr sehen was um sie herum passiert?

Auch wenn es von einer linksgerichteten Punkband komisch klingt, ist es extrem wichtig, dass wir hier die politische Mitte antriggern und diese bewegt bekommen. Nur der linke Teil dieser Gesellschaft wird das Problem nicht lösen können. Hier ist es wichtig, dass sich viele gegen diese Populisten stellen und ihnen sagen „klar seid ihr das Volk, aber wir auch und wir sind mehr… ätsch!“.

Zur Single „La Familia“ habt ihr ein tolles Video produziert, fast ein kleiner Spielfilm mit abgeschlossener Geschichte. Mit Stefan Franz ist sogar ein bekanntes Gesicht aus dem TV zu sehen. Wie wichtig ist es heutzutage ein Video zu produzieren und dafür dann auch solchen Aufwand zu betreiben?

Danke 🙂 Wir haben ein cooles Team gefunden, mit dem wir auf einer Wellenlänge unterwegs sind und das eine richtig gute Arbeit macht. Iconographic aus Köln. Das ist dann eher ein Glücksfall gewesen. Aber auch bei unseren alten Videos haben wir immer darauf geachtet, dass wir hochwertig produzieren.

Dem Album wird eine Bonus-CD beiliegen. Auf der zweiten CD haben Betontod solch bekannte Songs wie „Im Wagen vor mir“, „Moskau“ und „Heidewitzka, Herr Kapitän“ gecovert. Als Kölner gefällt mir dieses Cover natürlich besonders! Wie kam die Songauswahl zustande?

Wir hatten da richtig Bock drauf alte Schinken mal in unser musikalisches Gewand zu packen. Die Auswahl hat dann 5 Minuten gedauert. Die Songs müssten über die Hürde drüber, dass man sie kennt und sie ein gewisses Alter haben und es sich nicht um Saufsongs handelt. Das wollten wir nicht. Einfachen, alten, schmalzigen Schlager eben. So schrecklich wie er ist.

Im Herbst geht ihr wieder auf Tour. In zwei Jahren steht der 30. Betontod-Geburtstag an. Plant ihr dann so etwas wie eine Jubiläumstour? Fans könnten sich Songs wünschen, oder ihr könntet ein Album komplett spielen?

Da lassen wir uns natürlich etwas einfallen. Mal schauen, bis zur Tour ist es ja nicht mehr lange hin. Da sind wir gespannt wie die Fans das neue Album aufnehmen. Das ist immer spannend auch für uns. Alle Reviews sind dann nämlich Geschichte und nichts mehr wert. Wenn die Fans das positiv aufnehmen und die Songs live funktionieren. Das ist wichtig für uns. Das 30-jährige ist noch so weit weg.

Finale Frage? Wollt ihr euren Fans und unseren Lesern noch etwas mitteilen?

Kommt zur VAMOS! Tour. Wir erwarten Euch!

 

Die Rezension zum Album, demnächst hier auf https://www.handwritten-mag.de

https://www.facebook.com/antirockstars/

 

Photo credit: Boris Breuer