Belgrad

Belgrad – Belgrad (Zeitstrafe/Indigo, 01.09.2017)

Erst vor zwei Jahren wurde Belgrad von Hendrik Rosenkranz und Leo Leopoldowitsch gegründet, die scheinbar auf ihrer mehrwöchigen Osteuropa-Reise so viele Eindrücke gesammelt hatten, dass sie diese direkt in Texten verarbeiten und als Band verbreiten wollten.

Keinesfalls unbekannt im Geschäft, rekrutieren sich die mittlerweile mit Ron Henseler und Stephan Mahler verstärkte Truppe aus ehemaligen Mitgliedern von Slime, Torpedo Moskau, Kommando Sonne-nmlich und weiteren illustren Bands, so dass die umfassende Erfahrung schnell Blüten tragen sollte.

Denn nun wird das selbstbetitelte Debüt seit Freitag unter die Massen gebracht und wartet auf die Stimme des Volkes. Ganz nach dem Motto „Hamburg oder Berlin… Hauptsache Dresden“ geht es nicht nur in den Osten der Republik, sondern weit über diese Grenzen hinaus.

Gen „Osten“ sollte es mit allerlei Effekten, vielen Instrumentalparts, melancholischer Stimme und gesprochenen Worten losgehen und alle Kriege dieser Welt verschwinden lassen… düster und mitreißend. Das „Eisengesicht“ erinnert mich in seiner Art an den guten alten NewWave der frühen 80iger und zeigt uns klar die Richtung an, in welcher sich Belgrad wohl zu fühlen scheinen, denn „…dieser Weg geht nur nach unten und er geht allein..!

Aber auch die hässliche „Fratze“ findet man überall und das „Fremde“ steckt in jedem von uns – besser gesagt wird man sich immer fremder, so fortschrittlicher und globaler man wird… also dann die Ellenbogen raus und ab zur Sonne, der letzte macht das Licht aus!

Kommen auch viele auf ihrer beschwerlichen Reise dann endlich im „Westen“ an, so bekommen sie hier die volle Ladung Ablehnung, Dreck und das Ergebnis falscher Versprechungen zu sehen… war alles also doch nur eine Fata Morgana, oder wie?

Hört man sich „Belgrad“ weiter an, dann hat man die Entscheidung zwischen „Schellack und Gewalt“, eine bedrückende Nummer irgendwo zwischen EA80 und den sentimentalen Boxhamsters!

Schon kurz bevor ich den ersten Durchgang hinter mir habe, kann mir „Niemand“ sagen, dass einen das Album kalt lässt. Irgendwas machen die acht Songs mit mir – sie verwirren, sie lassen mich nachdenken… sie provozieren auf ihre entspannt melancholische Art und Weise!

Alles ist so einsam, verlustreich und leer… aber dennoch voller Wünsche und Sehnsucht – das Album bewegt einen und lässt den Zeitgeist in einem ganz neuen Licht (oder Schatten!) erscheinen.

 

Titel:
1. Osten
2. Eisengesicht
3. Fratze
4. Fremde
5. Westen
6. Schellack und Gewalt
7. Niemand
8. Kahlberg

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4.5