Bei Dark Forest hinter den Schleier geschaut – die englische Metalband im Interview

Zwar ist „Beyond The Veil“, das vierte Album der Briten Dark Forest, schon ein paar Wochen auf dem Markt, aber es lässt mich einfach nicht los. Da war es nur klar, dass ich den Band ein paar Fragen im Rahmen eines Interviews stellen musste, um etwas mehr über die Band und ihre Musik herauszufinden, die so bildreich und mitreißend klingt. Für Melodiefreaks ist die Platte definitiv Pflichtprogramm. Wie sie denn klingt? Da verweise ich auf mein dazu gehöriges Review. Alle anderen können direkt mit dem Gesagtem von Gitarrist Patrick Jenkins durchstarten, der bereitwillig Auskunft gab.

 

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Hi Pat, wie fühlt es sich an, eines der besten Metalalben 2016 veröffentlicht zu haben? Ich finde „Beyond The Veil“ wirklich fabelhaft!

Ich danke Dir, freut mich zu hören! Wir sind sehr glücklich damit wie die Platte klingt und froh über die ganzen positiven Reviews, die wir dafür bekommen haben.

 

Der Albumtitel (dt. „Hinter dem Schleier“) klingt etwas mysteriös. Was kann der Hörer hinter dem Schleier von Dark Forest entdecken?

Wir versuchen unserer Musik Atmosphäre und einen klaren Anstrich zu verpassen. Klar, jeder Hörer macht seine ganz eigenen Erfahrungen damit, aber wir hoffen unsere Musik bringt die Leute zu ähnlichen Orten.

 

Die Steigerung der Band vom zweiten Album „Dawn Of Infinity“ zu „The Awakening“ vor zwei Jahren war ziemlich groß. Es war auch der Zeitpunkt, als Du und Sänger Josh Winnard in die Band kamt. Diese Veränderung hat sicherlich neuen Schwung ins Songwriting gebracht, das mit der neuen Platte erst richtig aufblühte. Habt ihr sonst noch etwas verändert?

Wir arbeiten in der momentanen Besetzung super zusammen. Ich kenne Christian (Horton, Gitarrist und Bandgründer – Anm.d.Red.) und Adam (Sidaway, Schlagzeug – Anm.d.Red.) schon viele Jahre und sie sind enge Freunde von mir. Wir teilen denselben Geschmack was Melodien betrifft, was beim Schreiben des Materials hilft. In diesem Sinne hat sich am Stil und der Art zu schreiben wenig verändert. Ich habe einen großen Teil der Musik von „Beyond The Veil“ geschrieben und eng mit Christian und Josh zusammengearbeitet, um neue Ideen zu entwickeln. Klar bringt das auch etwas frischen Schwung mit sich, aber das Fundament bleibt der ursprünglichen Vision treu.

 

Euer Outfit erinnert mich etwas an die frühen Skyclad. Die Band hat zwar auch Folkeinflüsse wie ihr, aber ihre Texte sind eher sozialkritisch, während eure auf mich archaischer wirken. Gibt es darin auch aktuelle Bezüge oder sind sie eher eskapistisch gedacht?

Obwohl manche unsere Texte als archaisch interpretieren, sind sie immer noch weitgehend relevant, wenn man sie auf die heutige Zeit bezieht. Sie behandeln die verschiedensten Themen und decken unterschiedliche Bereiche ab. Um ein paar zu nennen: Existentialismus, Folklore, Geschichte und Übernatürliches.

 

Ich denke, eure Texte sind auch ein wichtiger Teil des Ganzen und nicht nur Beiwerk.

Da hast Du Recht. Die Texte sind ein wichtiger Teil der Musik. Der Klang und die Platzierung jedes Worts ist mit Bedacht gewählt und arrangiert, um die Melodien zu unterstützen und den Ausdruck des Songs zu verstärken, ihn mit Klarheit und Bedeutung zu füllen, ständig klare Botschaften zu liefern. Christian schreibt sämtliche Texte und zieht viel Inspiration aus dem was hinter dem Verborgenen liegt, was er persönlich über Feen und die kleinen Leute liest, dem Übernatürlichen und Paranormalem. Alles Elemente, die wir in unserer Musik vermischen.

 

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Mir gefallen das Cover und die Bilder im Booklet der CD. Was kannst Du mir darüber erzählen? Das Ganze schaut sehr naturverbunden aus, im Vergleich zum Science-Fiction-Cover von „Dawn Of Infinity“.

Wir wollten zu den Wurzeln von Dark Forest zurückkehren und auch die Themen und Hintergründe der Musik von „Beyond The Veil“ ins Artwork einfließen lassen. Wir schickten die Ideen und die Musik dem Künstler Ducan Storr und gaben ihm beim Design mehr oder weniger freie Hand. Mit was er ankam ist einfach brillant. Es sind so viele Details und Feinheiten drin, die sich auf bestimmte Elemente der Platte beziehen, während das Ganze unserem ursprünglichen Folklore-Gedanken mit seinen Natur-Themen treu bleibt.

 

Was waren die Vorbilder und Idole, als die Band gegründet wurde? Ich denke, ich höre hier schon ein paar Einflüsse von Iron Maiden oder Blind Guardian heraus.

Christian formierte die Band 2002. Dark Forest haben immer nur eigene Sachen gespielt und die jeweiligen Bandmitglieder zogen ihre Einflüsse von den üblichen Schlüsselbands wie Iron Maiden, Deep Purple usw. Das Ziel bei Dark Forest war stets – und ist es immer noch – Atmosphäre zu generieren und Gefühle rund um historische Geschichten, dem Übernatürlichem, Folklore und Legenden hervor zu rufen und diese in High-Energy-Rock bzw. Metal zu verpacken.

 

Wie groß ist eigentlich die Rolle von britischer Folk-Musik bei Dark Forest?

Wir sind inspiriert von der Natur, Atmosphären, Folklore, Geschichte und Übernatürlichem. Ich persönlich höre viel traditionelle irische, englische und walisische Musik. Diese Melodien und Reels die es schon viele Jahrhunderte gibt und die immer noch wie damals klingen und denen immer noch dieselben Frequenzen innewohnen, wenn sie in Pubs, auf der Straße und im Alltag gespielt werden. Das ist ein großer Einfluss. Aber wie Du wahrscheinlich ahnst, mögen wir auch Klassik, Rock, Metal und viele andere Genres, die man nicht erwarten würdet!

 

Eure Musik klingt für mich ziemlich positiv und fantasievoll, mit großen Melodien und sie ist eine Art Antithese zur Höher-Schneller-Weiter-Metalszene, der es darauf ankommt möglichst brutal sein und in der Riffs wichtiger sind als richtige Song. Dabei gehen echte Songwritingkünste verloren. Was haltet ihre von dieser Entwicklung?

Es scheint, als würde sich der Metal in eine Vielzahl von Szenen aufteilen, wenn man die vielen Subgenres betrachtet. Power Metal, Death Metal, Black Metal, NWOBHM-Revival usw. Natürlich gibt es Bands die versuchen sich einer bestimmen Szene anzupassen und sie tun es ziemlich gut. Aber wir fokussieren uns nur auf unsere Musik und nicht in erster Linie darauf eine bestimmt Szene zu bedienen, was es vermutlich schwer macht Dark Forest zu kategorisieren. Wir denken in erster Linie an die Musik. Wenn wir zum Beispiel eine Melodie schreiben die nicht „metal“ klingt oder weit davon entfernt ist, das zu sein, was die Leute erwarten, arbeiten wir trotzdem daran, denn es ist wichtig ist ob es in unseren Ohren gut klingt und nicht wie es gemäß eines Sound-Kodexes klingen soll.

 

In Deutschland seid ihr in Sachen Konzerte leider noch nicht allzu oft in Erscheinung getreten, wenn man von dem kleinen Festival auf Schloss Theuern mit euren Brüdern im Geiste, Atlantean Kodex, im letzten Jahr absieht. Habt ihr derzeit etwas in der Richtung geplant?

Kürzlich haben wir das „Harder Than Steel”-Festival der „Keep It True”-Macher gespielt und es steht Weiteres für März 2017 aus. Das „Hell Over Hammaburg“ und das „Steel Brothers“ an auf zwei aufeinander folgenden Wochenenden. Ihr solltet vorbei schauen!

 

Okay, eines wollte ich Euch noch fragen. Im Booklet zur CD huldigt ihr stets einem „Batham’s Best Bitter“. Was hat’s damit auf sich?

Das ist einfach unser Lieblingsbier. Solltest Du einmal in den West Midlands sein, lass Dir einfach mal ein Batham’s zapfen, um es zu probieren. Es schmeckt wie flüssiges Karamel, ein flüssiger Keks, mit einem Hauch Bitterkeit und es macht erstaunlicherweise keinen dicken Schädel am nächsten Tag.

 

Verdammt, jetzt hast Du mich aber neugierig gemacht! Deswegen überlasse ich die letzten Worte auch einfach Dir.

Da zitiere ich einfach mal ein passendes Gedicht von Edgar Allen Poe:
„Fill with mingled cream and amber,
I will drain that glass again.
Such hilarious visions clamber
Through the chamber of my brain.
Quaintest thoughts, queerest fancies
Come to life and fade away.
What I care how time advances;
I am drinking ale today.”

 

In diesem Sinne: Prost!

 

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