Photo-Credit: Francesco Maria Pepe

Bedsore – Dreaming The Strife For Love (20 Buck Spin, 29.11.2024)

Fernab jeglicher Metalklischees bewegen sich die Italiener Bedsore auf ihrem zweiten Album „Dreaming The Strife For Love“ auf einem recht ungewöhnlichen thematischen Terrain. Inspiriert von dem rätselhaften Renaissance-Roman „Hypnerotomachia Poliphili“ begibt man sich auf das Schlachtfeld von Liebe und Verlangen, spirituellem Erwachen, inklusive Visionen von heidnischen Tempeln, mystischen Gärten und geheimnisvollen Symbolen.

Da erwartet man auch nicht gerade simple Haudraufsounds. Und natürlich geht das Quartett es nicht nur lyrisch, sondern auch musikalisch wesentlich künstlerischer an. Zwar scheinen immer wieder die Wurzeln im Death und Black Metal durch, vor allem im kehligen Gesang. Doch mit seiner Musik taucht man auch leidenschaftlich in (bisweilen recht obskuren) 70er Jahre Progressive Rock ab. Man scheut sich nicht Orgel- und Keyboard-Klänge aufzutürmen, die eigene Musik auch mal mit Einflüssen aus dem Jazz oder Renaissance-Musik zu füttern. Geradlinige Songs scheinen der Band ein Graus zu sein und man nimmt beständig andere, unerwartete Abfahrten.

Das ist gerade Recht, um in die befremdliche Welt abzutauchen, kann bisweilen aber auch ziemlich beliebig klingen, wenn auch durchaus interessant. Aber wenn Bedsore die Kurve bekommen und ihre Stücke stringenter Aufbauen, entsteht zweifellos richtiger Zauber.

Das überlange „Realm Of Eleuterillide“ ist so ein Beispiel, welches zwischen wilden Prog-Abfahrten, smoothen Jazz-Einwürfen und dramatischen Getöse hin und her schwingt, aber ein klares Ziel erkennen lässt. Der zehnminütige Abschluss „Fountain Of Venus“ ein anderes. Hier addiert man noch hardrockige Riffs, packende Soli und einnehmende Melodien. So entsteht ein ziemlich packendes Stück Retroprog mit Düstermetal-Legierung.

Im Gesamten ist „Realm Of Eleuterillide“ eine recht spannende Angelegenheit, auch wenn es mit dem nicht gerade kurzen „Minerva’s Obilesque“ recht plänkelnd startet und manchmal Fragezeichen auf der Stirn zurücklässt. Aber mit einem Kunstgedanken im Hinterkopf ist das sicher auch so gewollt und muss auch kein Fehler sein. Leichte Unterhaltung gibt es dann eben wo anders.

 

Trackliste:
1. Minerva’s Obilesque
2. Scars of Light
3. A Colossus, an Elephant, a Winged Horse, the Dragon Rendezvous
4. Realm of Eleuterillide
5. Fanfare for a Heartfelt Love
6. Fountain of Venus

 

3.8