Beastie Boys

Beastie Boys – Paul’s Boutique (Capitol Records, Juli 1989)

Mittwoch ist Classics Zeit. Ich widme mich diesmal einem Klassiker, der auf den ersten Blick vielleicht nicht wirklich zu Handwritten passt, aber für mich durchaus Sinn macht.

Denn JEDER hat doch garantiert zu „Sabotage“ die Hütte abgerissen, oder? Ich tue es heute noch!

Die Beastie Boys waren eine Band, die immer auf Genre-Grenzen gepfiffen hat. Als Hardcore Band gegründet, haben sie mit quasi jedem Album, vor allem mit den drei ersten „Time To Get Ill“ (Gitarrenriffs & Hip Hop Beats machten es zum erfolgreichsten Hip Hop Album der 80er), „Paul’s Boutique“ (mit insgesamt 105 gesampleten Songs wurde das Sampling auf ein neuen Level gehoben und war in dieser Hinsicht wegweisend) & „Check Your Head“ (alle Instrumente selbst eingespielt), Meilensteine veröffentlicht.
Später veröffentlichten Sie ein rein instrumentales Jazz Album (The Mix-Up), hebten die Umsetzung eine Live DVD auf ein völlig neuen Level (Awesome; I Fuckin’ Shot That!) und drehten die abstrusesten und großartigsten Musikvideos.

1987 --- Women's hands pull the pants off members of the Beastie Boys rap group. --- Image by © Lynn Goldsmith/CORBIS
1987 — Women’s hands pull the pants off members of the Beastie Boys rap group. — Image by © Lynn Goldsmith/CORBIS

Diese Band hat sich in der ganzen Schaffensphase nicht einmal wiederholt sondern einfach Barrieren durchbrochen und dann das unerwartete getan.

Diese Band war mehr Punk, als viele Punkbands. Leider fanden sie am 4.05.2012 mit dem Tod von Adam Yauch aka MCA aka Nathaniel Hornblöwer (unter dem er die Videos produzierte) ein jähes Ende.

Meine Wahl für die Classics fiel auf die Paul’s Boutique. Warum? Hits im Sinne von „Fight For Your Right“, „No Sleep Till Brooklyn“ feat. Kerry King (DEM Kerry King), „Sabotage“ oder „Intergalactic“ sind nicht vorhanden. Es ist das Gesamtwerk. Das Sampling! Phänomenal was dadurch möglich war.
Hier ein kleiner Abriss an Bands und Songs die „verwurstet“ wurden:

– „Johnny Ryall“ u.a. Paul McCartney, Pink Floyd, Kurtis Blow

– „Egg Man“ u.a. Curtis Mayfield, John Williams, Public Enemy, The Commodores

– „The Sound Of Science“ u.a. The Beatles mit „Back In The USSR“, „Sgt. Peppers Lonely Hearts Club Band, When I’m Sixty-Four, „The End“, James Brown, Isaac Hayes

– „Hey Ladies“ u.a. Deep Purple, Kool And The Gang, Sweet

– „Car Thief“ u.a. Donovan, Jackson 5

– „What Comes Around“ mit Led Zeppelin (Moby Dick), Alice Cooper (It’s Hot Tonight“) & Gene Harris And The Three Sounds („Put On Train“)

– „Shadrach“ u.a. AC/DC („For Those About To Rock“), James Brown („Funky Drummer“), Sugarhill Gang („Sugarhill Groove“)

Bis hin zur Sample Orgie in „B-Boy Bouillabaise“ wo unter anderem Johnny Cash, Sweet, Led Zeppelin, Public Enemy, Jimi Hendrix, The Crusaders usw. zu finden sind.

Das alles zeigt nur, welche Musikkenntnisse und welches Gefühl für Songstrukturen die drei Jungs aus Brooklyn besaßen. Songs aus den verschiedensten Genres auseinander zu nehmen, neu zusammen zu setzen und daraus etwas Neues zu erschaffen, was genauso homogen, aber teilweise komplett anders klingt, das macht den Reiz des Albums für mich aus.

Ich freue mir manchmal echt nen Ast ab, wenn ich irgendeinen Song höre und dann entdecke, dass er auf dem Album gesampled wurde oder umgekehrt. Zum Beispiel als ich mir das Album „Curtis“ von Curtis Mayfield einst gekauft habe und gecheckt habe, dass bei „Egg Man“ „Superfly“ gesampled wurde.

Ich hab mir das Album irgendwann vor einigen Jahren auf Vinyl geholt und seitdem läuft sie mindestens auf dem Plattenteller einmal im Monat, auf dem mp3 Player sogar öfter.

Es verleiht mir eine Art von Leichtigkeit. Ich spüre den Humor, den (Wahn-)Witz der Jungs, gepaart mit einer Leidenschaft für die Musik die, egal in welchem Genre, man selten nur noch antrifft.

„Paul’s Boutique“ ist ein wunderbar verspieltes Album, welches mit einer Liebe und Detailversessenheit geschrieben und produziert wurde, die mich bis heute begeistern.

beastie-boys-breakup

Die Beastie Boys haben sich nie vor einen Karren spannen lassen. So Sie haben immer ihr Ding durchgezogen und sind über ihre komplette Zeit authentisch geblieben. Sie haben Songs geschrieben, die nahezu jeder kennt, egal ob Punk, Metaller, Hip-Hopper, Electro oder sonst wer.
Ihre Shows waren Anarchie oder organisiertes Chaos. Jedes Musikvideo war ein Knaller und wer wirklich mal die etwas Andere Live-DVD sich ansehen will, dem sei die bereits genannte „Awesome; I Fuckin’ Shot That“ ans Herz gelegt. Dazu ganz kurz, vor der Show wurden 50 Fans, quer durch die Halle, ausgewählt und mit Handkameras ausgestattet, die das Konzert, den Klogang, den Getränkekauf, andere Fans beim Feiern, einfach die komplette Show aus verschiedensten Perspektiven filmten.

Ich habe jetzt vielleicht nicht allzu viel über das Album als über die Band geschrieben. Aber diese Band ist ein Gesamtwerk und für mich bleiben sie eine fantastische Band. Die „Paul’s Boutique“ ist auf Platz 3 meiner Platten für die Ewigkeit (#1 The Beatles – „The Beatles“, #2 The Clash – „London Calling“). Ich bereue, sie leider nie selbst Live gesehen zu haben.

Paul’s Boutique:
1. To All the Girls – (1:29)
2. Shake Your Rump – (3:19)
3. Johnny Ryall – (3:00)
4. Egg Man – (2:57)
5. High Plains Drifter – (4:13)
6. The Sounds of Science – (3:11)
7. 3-Minute Rule – (3:39)
8. Hey Ladies – (3:47)
9. 5-Piece Chicken Dinner – (0:23)
10. Looking Down the Barrel of a Gun – (3:28)
11. Car Thief – (3:39)
12. What Comes Around – (3:07)
13. Shadrach – (4:07)
14. Ask for Janice – (0:11)
15 B-Boy Bouillabaisse – (12:33)

Beastie Boys Discography:

1986 – Licensed To Ill
1989 – Paul’s Boutique
1992 – Check Your Head
1994 – Ill Communication
1998 – Hello Nasty
2004 – To The 5 Boroughs
2007 – The Mix-Up
2011 – Hot Sauce Committee Part Two

www.blog.beastieboys.com
www.facebook.com/beastieboys