Beartooth – Disease (Red Bull Records, 28.09.2018)

Textlich ist das dritte Album von Beartooth mal wieder ein Wechselbad der Gefühle. Es geht emotional von ganz oben bis nach ganz unten. Vor allem unten. Denn „Disease“ ist ein Vehikel von Caleb Shomo, um sich seine inneren Dämonen auszutreiben. Sein unerschütterlicher Kampf gegen Depressionen steht immer wieder im Fokus.

Musikalisch bleiben Beartooth dabei stets wehrhaft. Die harte, aggressive Hardcore-Kante wird meist von melodischen Refrains vertrieben, welche einen in die Höhe heben. Die Intensität einer Truppe wie Hatebreed trifft auf große Stadionrock-Gesten. Nicht selten klingt das, was Herr Shomo mal wieder alleine im Studio mit Produzent Nick Raskulinecz (u.a. Foo Fighters, Rush) ausgetüftelt hat, wie eine Metalcore-Variante von Fall Out Boy. Was jetzt keine Beleidigung sein soll.

Der Mann weiß, wie man knackige, eingängige Songs schreibt, das steht fest. Zeittypisch im ADHS-Spotify-Format. Schnell zappelnd und nervös und bloß innerhalb der ersten 30 Sekunden zum Höhepunkt kommen. Da hat man gar nicht viel Zeit nachzudenken und findet das jetzt geil oder scheiße. Leider verpufft die Spannung dadurch auch ziemlich schnell. Wer damit aber keine Probleme hat, bekommt zwölf Songs, die trotz ihrer glänzenden Politur Eier haben.

Besonders natürlich die harten Klopfer wie der wummernde Groove-Song „Manipulation“ oder das Metalcore-artige „Bad Listener“, welches in seinem Dicke-Hosen-Format bleibt. Die Hits haben aber andere Namen. Zum Beispiel das deftig explodierende „Fire“, das rockige, voll auf Einschlag gebürstete „Afterall“, der poppig eingängige Modern-Rocker „Believe“ oder der überfallartige Opener „Greatness Or Death“. Im Spannungsfeld zwischen zeitgemäßem Rock, Punk, Hardcore und Nu Metal bewegen sich Beartooth damit ziemlich souverän, auch wenn die Masche schon recht durchschaubar ist und so manche Stelle leider viel zu poppig.

Den Fan wird das nicht stören. „Disease“ dürfte ihm sogar ziemlich gut munden. Dem Rezensenten ist das alles ein bisschen zu viel…

 

Trackliste:
1. Greatness Or Death
2. Disease
3. Fire
4. You Never Know
5. Bad Listener
6. Afterall
7. Manipulation
8. Enemy
9. Believe
10. Infection
11. Used And Abused
12. Clever

 

3.5