Babymetal – Metal Galaxy (earMUSIC/Edel, 11.10.2019)

Ist es tatsächlich schon wieder drei Jahre her, dass die letzte Babymetal-Sammlung namens „Metal Resistance“ erschien? Ja, tatsächlich. Das heißt, die Mädels der Truppe haben die Grenze zum Erwachsensein jetzt überschritten und das weist dann doch auf das Dilemma hin: Babymetal bezog stets seinen Charme aus dem Aufeinandertreffen von niedlich-überdrehtem Japanopop, vorgetragen von kindlichen Mädchen, und derben Metal-Versatzstücken. Die Frage war damals schon: Wie lange funktioniert der skurrile Crossover?

Eigentlich nicht mehr wirklich. Auf „Metal Galaxy“ versucht man zwar weiter darauf herum zu reiten und das Ganze mit ein paar neuen kleinen Ideen zu füllen. Der Charme ging aber zwischenzeitlich flöten. Und das hat mehrere Gründe.

1. Man hat sich mittlerweile einfach daran gewöhnt. Nach Blödelei klingende Songtitel wie „Da Da Dance“ oder „Pa Pa Ya!!“ hat man einfach schon zu oft gelesen und auch die Musik bewegt nicht mehr so.

2. Und letztere Tatsache rührt wohl auch daher, dass man die Kontraste mittlerweile einfach nicht mehr so schärft. Die neuen Babymetal-Nummern klingen noch ein Stück glattgebügelter. Oftmals kratzen die Gitarren unter einer Synthie-Fläche im Hintergrund und fallen kaum auf. Pop in Reinkultur.

3. Der dritte Punkt ist vom Grund her nichts Schlechtes. Frontfrau Su ist mittlerweile eine echt starke Sängerin. Das ist toll. Um das herauszustellen, scheint man ihr verstärkt „ernsthafte“ Songs auf den Leib schneidern zu wollen. Und das geht meistens schief. Denn Nummern wie „Starlight“, „Arkadia“ oder „Shine“ klingen einfach zu gewöhnlich nach Popsongs von der Stange oder (noch schlimmer) ersaufen in ihrer eigenen Schwülstigkeit.

Am Ende bleiben dann eine Handvoll Songs, bei denen das alte Konzept noch einigermaßen rundläuft oder die soweit über das Ziel hinausschießen, dass es schon wieder lustig ist. Zum Beispiel „Oh! Majinai“, das nach nordischem Battle-Metal mit Quetschkommode klingt. Einfacher Mitgrölchorus von Sabaton-Sänger Joakim Brodén und dazu zeitgemäßer Pop. Seltsam, aber witzig. Oder aber „Pa Pa Ya!!“ mit einer Einlage des Thai-Rappers F.Hero. „Da Da Dance“ probiert musikalisch die Dragonforce-Karte des Vorgängers auszuspielen (hier agiert allerdings Gitarrist Tak Matsumoto). Kann man noch so durchgehen lassen. Enttäuschend sind dagegen die Gastauftritte von Arch-Enemy-Sängerin Alissa („Distortion“) und der beiden Polyphia-Gitarristen Tim Henson und Sott LePage („Brand New Day“), die beide zu eher unauffälligen Features verkommen.

Ach, ich weiß auch nicht. Ich wollte das Ding wirklich mögen (jeder hat schließlich seine dunklen Seiten – Anm.d.Red.). Aber dieses Mal machen es einem die Macher hinter dem Babymetal-Projekt echt nicht so einfach. Ein Retortenprodukt, an das man andere Maßstäbe anlegen musste, war das ja schon immer. Aber wo man dieses Mal hinwollte, ist mir nicht so richtig klar. Über weite Strecken ziemlich überflüssiger Wegwerf-Sound!

 

Trackliste:
1. FUTURE METAL
2. DA DA DANCE (feat. Tak Matsumoto)
3. Elevator Girl – English ver. –
4. Shanti Shanti Shanti
5. Oh! MAJINAI (feat. Joakim Brodén)
6. Brand New Day (feat. Tim Henson and Scott LePage)
7. Night Night Burn!
8. IN THE NAME OF
9. Distortion (feat. Alissa White-Gluz)
10. PA PA YA!! (feat. F.HERO)
11. Kagerou
12. Starlight
13. Shine
14. Arkadia

 

2.5