Kräftige afrikanische Perkussionen, dunkle Drones, harscher Industrial-Sound und Alternative Rock passen nicht zusammen? Dann solltet ihr euch mal das erste Stück „Borgo“ des Albums „Taltakum“ der in Belgien beheimateten Avalanche Kaito anhören. Eröffnet von elektronisch flirrenden afrikanischen Klängen, die auch etwas verrückt wirken, bricht aus diesen ein Inferno an groovenden Perkussionen, umspielt von dunkel hämmernden Elektronik, schwelgenden Synthiespuren und dunkel psychedelisch erklingender afrikanischer Folklore hervor. Die aggressiven afrikanischen Vocals geben ihr Übriges dazu, dieses knapp neun Minuten lange Eröffnungsstück dunkel bedrohlich und doch spannend zu halten.
Nach dieser Eröffnung weiß man gar nicht was noch folgen soll. Die dunkel hallenden Beats bleiben, auch die afrikanische Instrumentierung im Hintergrund, dafür wird das Schlagzeug rockig, ja ein wenig punkig sogar. Dieser Anstrich wird von der inkludierten elektrischen Gitarre zusätzlich befeuert und der Gesang treibt nebst der Elektronik das Stück „Shoya“ manisch an. Zum Schluss weicht die Elektronik und es wird beherzt gerockt mit jazzigem Anstrich.
Die drei Herren aus Burkina, Belgien und Frankreich sind weiß Gott keine Frischlinge, als Trio sind sie jedoch erst seit 2022 unterwegs und „Talitakum“ ist ihr zweites Album. Und mit diesem haben sie abermals etwas so spannendes Neues kreiert das ich so in dieser Form noch nicht gehört habe. So führt „Donle” über eine sphärische Eingangssequenz mit wabernden Keyboards und Sprechgesang sowie afrikanischen Klängen in ein wuchtiges Schlagzeustück, umspielt von düsterer Elektronik und weiter wabernden Synthie schleifen. Erinnert mich streckenweise an Archive (die Keyboards) klingt aber total anders dank der afrikanischen Gesänge.
„Tanvusse” arbeitet dann zunächst nur mit Perkussionen und Schlagzeug sowie rhythmischen Gesang, bis dann folkloristische Instrumente einsetzen. In den kurzen 2:58 Minuten ändert sich das Stück mehrmals, klingt rockig, afrikanisch, punkig und irgendwie alles zusammen.
An dieser Stelle kann ich mit der Beschreibung der einzelnen Stücke an sich aufhören, obwohl kein Stück wie das andere klingt. Die Mischung aus großartiger Elektronik, die stark vom Dark Wave beeinflusst sind, der kräftigen Perkussion sowie den dunklen Beats wird immer neu arrangiert und knallt jedes Mal wieder stark in die Ohren. Vielleicht sollte man doch noch das Stück „Viima” erwähnen, das in seinen knapp acht Minuten vom schwebenden Elektroklang völlig ohne Perkussion in einen scheppernden afrikanischen Rocker wechselt.
„Talitakum“ bietet mit 9 Songs über 42 Minuten ein spannendes, groovendes und unverwechelbares Wechselbad der Gefühle mit sehr ungewöhnlichen und doch auch vielen wohlig bekannten Elementen.
Grandios!