Attic – Sanctimonious (Ván Records, 18.08.2017)

Ihr könnt theatralisch aufgebauten Metal nicht leiden? Ihr findet Horrorgeschichten mit klassischen Motiven einfach nur doof? Sänger die im Falsett agieren und auch mal das große Drama in ihrer Stimme spazieren tragen sind euch ein Graus? Und überhaupt ist zu viel Oldschool einfach nur unerträglich? Dann mal bitte ganz schnell weiterlesen, denn dann ist das neue Album von Attic sicherlich nichts für euch. Allen anderen sei gesagt: „Santimonious“ ist eine bärenstarke Platte!

Vor fünf Jahren haben die Nordrhein-Westfalen mit ihrem Debütalbum „The Invocation“ ordentlich Staub bei Kritikern und Undergroundmetal-Fans aufgewühlt. Und das durchaus zu Recht. Zwar klang das Ding ziemlich wie eine Tribute-Veranstaltung für Mercyful Fate und King Diamond. Aber da Herr Petersen aufgrund seiner (gezwungenen) Inaktivität eine große Lücke in der Metalszene hinterlassen hat, kamen Attic gerade recht.

Böswillig könnte man dem Quintett unterstellen, sie seien nur ein Tribute-Projekt mit eigenen Songs. Sound, Lieder, Arrangements, Stimmung, der Hang zu düsteren Geschichten und vor allem der Gesang sind mehr als nur ein bisschen an des Kings Soloband angelehnt. Trotzdem klingt der Oldschool-Sound, der hin und wieder auch etwas zeitgemäßer (mit z.B. der einen oder anderen Blast-Einlage) aufgepeppt wird, einfach gut.

Mit was man vor allem überzeugt, sind die Songs an sich. Die sind meist nämlich bärenstark. Das überlange „Die Engelmacherin“, „A Serpent In The Pulpit“ oder der große Abschluss „There Is No God“ sind einfach faszinierende, atmosphärische Metalsongs. Für Abwechslung sorgt die düstere Halbballade „Dark Hosanna“, während klassische, straighte Metalsongs wie „Penalized“ oder das schon fast etwas an Blind Guardian erinnernde „Sinless“ schnell auf den Punkt kommen und das Geschehen gut nach vorne treiben. Die ganze Platte wird von einer finsteren, unheimlichen Stimmung durchzogen. Teilweise läuft es einem (im Positiven!) eiskalt den Rücken runter, wenn Sänger Meister Cagliostro seine Geschichten mit viel Theatralik, schneidend ins Mikro singt.

Das Erzählerische, Bildreiche der Musik von Attic ist nicht zu unterschätzen. Natürlich muss man schon mit dem durchaus extremen, oft im Falsett agierenden Gesang klarkommen. Doch ich empfinde ihn nicht derart herausfordernd wie beim Original. Um es am Ende auf den Punkt zu bringen: Ein starkes, traditionelles Metalalbum!

Trackliste:
1. Iudicium Dei
2. Sanctimonious
3. A Serpent in the Pulpit
4. Penalized
5. Scrupulosity
6. Sinless
7. Die Engelmacherin
8. A Quest for Blood
9. The Hound of Heaven
10. On Choir Stalls
11. Dark Hosanna
12. Born from Sin
13. There Is No God

4.3