Atlantean Kodex – The Course Of Empire (Ván Records, 13.09.2019)

Auch wenn man immer wieder begeisternde Konzerte gab, ließ man seine Fans lange im Ungewissen, ob es überhaupt ein drittes, offizielles Studioalbum von Atlantean Kodex geben wird. Wurde diese Frage geklärt, war die Aufregung in der Szene natürlich groß. Verständlich, hatte man mit „The White Goddess“ 2013 eines der besten Metalalben deutscher Produktion des aktuellen Jahrtausends vorgelegt.

Ob sich die Band davon selbst einschüchtern ließ? Schwer zu beurteilen. „The Course Of Empire“ klingt jedenfalls so, als ginge man seinen Weg einfach unbeeindruckt und mit großer Leidenschaft wie gehabt weiter, drehte nur etwas an den Stellschrauben. Eine Art kleines Update. Im Kern bietet man nach wie vor großen, epischen und ernsthaften Heavy Metal mit Hang zum Doom und klanglich großen Gesten. Lange, sich Zeit nehmende Kompositionen mit großem Hymnenfaktor, welche auch Vorbilder wie die (oft genannten) frühen Manowar, Solstice oder Bathory in ihrer Wikingerphase alt aussehen lassen.

Nach dem zweiminütigen Intro „The Alpha and the Occident” prescht das erste Epos „People Of The Moon“ gleich ziemlich kräftig nach vorne. Kleine Unterschiede zu den beiden Vorgängern sind auszumachen. Atlantean Kodex klingen 2019 eine Nuance rauer und heavier. Markus Becker hat auch tatsächlich einen starken Schritt nach vorne gemacht präsentiert sich ziemlich einnehmend, während man gleichzeitig stark an den Background- und Chorpassagen arbeitete. Alles zusammen sorgt durchaus für Verzückung, während das Songwriting – wie gewohnt – von großer Güte ist.

Auch wenn man sich dieses Mal in die einzelnen Titel vielleicht etwas länger einhören muss und man nicht unmittelbar gepackt wird, wie früher mit „Heresiarch“ oder „Sol Invictus“, findet man auch beim ersten Hördurchlauf schon genug zum Fäusterecken und Mitbrüllen sowie Melodien und Gitarrenläufe zum Schwelgen. Und schon nach kurzer Zeit entfalten Nummern wie das knackige „Lion Of Chaldea“, das hymnisch federnde „Chariots“, die Epic-Doom-Oper „A Secret Byzantium“ oder der mit großer Bombastkeule zum Schluss kommende Titeltrack seine Wirkung.

Wer bisher mit den ausladenden Songs von Atlantean Kodex nichts anfangen konnte, den bekehrt die Band auch dieses Mal nicht. Alle anderen erhalten allerdings einen würdigen Nachfolger der weißen Göttin, die nicht nur gut klingt, sondern auch wieder geschmackvoll verpackt wurde.

Danke, das Warten hat sich gelohnt!

 

Trackliste:
1. The Alpha and the Occident (Rising from Atlantean Tombs)
2. People of the Moon (Dawn of Creation)
3. Lion of Chaldea (The Heroes’ Journey)
4. Chariots (Descending from Zagros)
5. The Innermost Light (Sensus Fidei)
6. A Secret Byzantium (Numbered as Sand and the Stars)
7. He Who Walks Behind the Years (Place of Sounding Drums)
8. Spell of the Western Sea (Among Wolves and Thieves)
9. The Course of Empire (All Thrones in Earth and Heaven)
10. Die Welt von Gestern (Abendland)

 

4.5