Archive – The False Foundation (Dangervisit/PIAS, 07.10.2016)

Dass Archive auf der faulen Haut liegen, kann man der Band wohl kaum vorwerfen. „The False Foundation“ ist bereits das dritte Album in drei Jahren. Man selbst feiert damit auch noch quasi Jubiläum. Album Nummer 10 in 20 Jahren. Für das Kollektiv um die beiden Masterminds Danny Griffiths und Darius Keller somit schon etwas Besonderes.

Der Fan muss dabei seine Ohren allerdings etwas neu justieren. Denn „The False Foundation“ bewegt sich ein ganzes Stück weg von diesem elektronischen Postrock, den die Band mit ihren großen Epen kultiviert hat. Man wagt nicht nur einen teilweisen Rückblick zu den eigenen Trip-Hop-Wurzeln, sondern bewegt sich teilweise sogar in altmodische, analoge Synthie-Spähren, bei denen ein Gedanke an z.B. Kraftwerk gar nicht so abwegig scheint.

Dabei geht es noch recht gewohnt los. „Blue Faces“ beginnt mit leisen Pianoklängen und Gesang, bevor sich leichtes Synthie-Surren hinzugesellt. Man steigert sich zwar, doch so richtige Dynamik möchte nicht aufkommen. „Driving In Nails“ führt einen dafür vollends in die Platte ein. Zwischen leisem Trip-Hop und kalten Industrial-Klängen bewegen sich Archive hier. Das ist nicht schön, aber allemal faszinierend. Bereits hier ist eine deutliche Abkehr von traditionellem Songwriting und ein Bruch mit der eigenen Vergangenheit klar erkennbar. Das zieht sich durch das ganze Album, was es einem nicht immer einfach macht, in die einzelnen Nummern reinzufinden.

In dieses Horn bläst auch der Titeltrack, denn dieser ist ganz anders, auch sehr ungewohnt. Klingt er schon fast wie eine Synthie-Pop-Nummer aus den 80ern. Das hat aber durchaus Hitcharme Melancholisch können es Archive aber nach wie vor auch. „Sell Out“ klingt schon fast wie eine Ballade von Radiohead. Auch dazu passend: das ruhige „Bright Lights“ das vom Postrock-Flair vergangener Tage nur noch die Pianoklänge erhalten hat.

Mit dem fast schon hymnisch ausklingenden „The Weight Of The World“ endet ein Album, das den Hörer etwas ratlos zurück lässt. Ist es nun ein bewusster, teils aber wenig inspiriert klingender Rückschritt oder eine radikale Neuerfindung? Diese Frage muss wohl jeder für sich beantworten…

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Trackliste:
1. Blue Faces
2. Driving In Nails
3. The Pull Out
4. The False Foundation
5. Bright Lights
6. A Thousand Thoughts
7. Splinters
8. Sell Out
9. Stay Tribal
10. The Weight Of The World

2.9