Das Bild zeigt das Albumcover.

Antilopen Gang – Abbruch Abbruch (JKP, 24.01.2020)

Die Band sitzt auf einer Treppe.Mit „Abbruch Abbruch“ steht das nunmehr dritte Album der Antilopen Gang vor der Tür.

Wer jetzt von der bisher als Punk-Hip-Hopper bekannte Band eine neue Parolen-Platte erwartet, liegt völlig falsch.

Zugegeben Hip-Hop findet hier selten statt. In Anbetracht dessen, was heute so im Hip-Hop erfolgreich ist, wundert euch das sicher auch nicht. Einige Perlen hält aber auch diese Musikrichtung bereit. Eine dieser Perlen ist definitiv die Antilopengang Panik Panzer, Koljah und Danger Dan nehmen uns in „Abbruch Abbruch“ mit auf eine ganz persönliche Reise in der Vergangenheit der Band und das Seelenleben der Mittdreißiger-Generation.

Den Auftakt macht der Song “2013”. In diesem Jahr hat sich das Gangmitglied NMZS das Leben genommen und die Band musste lernen, mit den Geschehnissen umzugehen. Gleichzeitig standen sie kurz vor dem eigenen Durchbruch. Die Gefühle und Erlebnisse dieser Zeit verarbeiten die drei Antilopen in diesem Stück.

Diesem sehr tiefgründigen Lied folgen einige von Sarkasmus und Selbstreflexion geprägte Stücke.Der „Ruf ist ruiniert“ hebt den Mittelfinger in Richtung des Mainstreams, den Kritikern und Plattenbossen. Die Antilopen stellen hier klar, dass sie sich kein Image aufdrücken lassen. In die selbe Kerbe schlägt “Wünsch dir nix”.

Der dritte Song „Trenn dich“ ist für mich das herausragendste Liebeslied seit langer Zeit. Nicht weil es die Liebe romantisiert und irgendwelche Märchenklischees von ewiger Liebe propagiert, sondern die Liebe als das sieht, was sie zu 99 % ist: vergänglich.

“Trenn dich” ist ein herrlicher Appell an all jene, die in einer Beziehung festhängen, die sich selbst eigentlich schon längst überlebt hat. Ehrlicher kann man keinen Blick auf die Liebe werfen. Garniert wird das Ganze mit einem chilligen Beat und einer eingängigen Hook.

Wer sich selbst zu den Mittdreißigern zählt, wird sich noch an die „Grüne Brille“ von Dynamite Deluxe erinnern. Diesen Klassiker dreht die Band im “Lied gegen Kiffer” um und kritisiert so den übermäßigen Drogenkonsum. Wer „Grüne Brille” damals gefeiert hat, wird heute sicher auch seinen Gegenspieler feiern.

Ihre ersten Sexerfahrungen schildern sie in „Bang Bang“ und die Reise zum eigenen Ich wird in „Wie wir leben“ thematisiert.

Herrlich ironisch bekommen die Generationskollegen in „Smauldo“ ihre Abreibung verpasst. Großartig!
Eine wundervolle Hook zum Mitgrölen gibt es bei „Roboter“.

Eingeleitet von einem Klavierintro liefert die Gang mit „Keine Party“ den Song ab, der wohl das Lebensgefühl der Mittdreißiger am meisten widerspiegelt. Die Angst vorm Älterwerden und Zwang zu hirnrissigen Geburtstagspartys werden melancholisch und ironisch thematisiert.

Wie herausragend sarkastisch diese Platte ist, zeigt sich in „Zentrum des Bösen“. Dieser Song groovt ordentlich und liefert eine tolle Antihymne auf das Dorfleben.

Zu guter Letzt bekommt die Düsseldorfer Stammkneipe von Danger Dan, Panik Panzer und Koljah in „Abraxas“ ein Denkmal gesetzt.

„Abbruch Abbruch” ist eine sehr persönliche Retrospektive in die Geschichte Band, der einzelnen Mitglieder und meiner Generation. Sarkastische, skurrile Erzählungen werden garniert mit eingängigen Beats, tollen Hooks und zahlreichen mehr oder weniger versteckten verweise auf andere Bands und Songs. Wer auf intelligenten Hip-Hop und komplexe Texte steht, kommt an dieser Platte sicher nicht vorbei.

„Abbruch Abbruch“ erscheint am 24. Januar 2020 via JKP.

 

Trackliste:
1. 2013
2. Der Ruf ist ruiniert
3. Trenn dich
4. Wünsch dir nix
5. Wein zu Wasser
6. Lied gegen Kiffer
7. Bang Bang
8. Wie wir leben
9. Smauldo
10. Roboter
11. Keine Party
12. Zentrum des Bösen
13. Kluk
14. Abraxas

 

Tourdaten:
12.02.20 D – Cottbus – Gladhouse
13.02.20 D – Stuttgart – LKA Longhorn
14.02.20 D – Leipzig – Werk 2 – Halle
15.02.20 D – Bielefeld – Lokschuppen
17.02.20 D – Erlangen – E-Werk
19.02.20 AT – Wien – Arena
20.02.20 D – Dresden – Alter Schlachthof
21.02.20 D – München – Muffathalle
22.02.20 D – Wolfsburg – Hallenbad
24.02.20 D – Jena – Kassablanca
25.02.20 D – Hannover – Capitol
28.02.20 D – Hamburg – Große Freiheit 36
29.02.20 D – Berlin – Columbiahalle
06.03.20 D – Karlsruhe – Substage
07.03.20 D – Wiesbaden – Schlachthof
11.03.20 D – Oberhausen – Kulttempel
12.03.20 CH – Winterthur – Salzhaus
13.03.20 CH – Bern – Dachstock
14.03.20 D – Köln – E-Werk
20.06.20 D – Scheeßel – Hurricane Festival
21.06.20 D – Neuhausen ob Eck – Southside Festival
31.07.20 – 01.08.20 D – Bonn – Green Juice Festival

Bewertung
4.8