Andreas Røysum Ensemble – Fredsfanatisme (Motvind Records, 15.02.2022)

Der junge Klarinettist Andreas Røysum hat vor ca. 3 Jahren ein ebenso junges Ensemble um sich geschart und in relativ kurzer Zeit (innerhalb von zwei Wochen live im Studio eingespielt) das erste Album 2020 vorgelegt. Mit diesem hatte das Ensemble in der Jazzszene für einiges Aufsehen gesorgt, und das dürfte Ihnen auch mit dem bereits im letzten Herbst digital und nun physisch auf CD und Doppel-LP vorgelegtem Nachfolger “Fredsfanatisme” gelingen.

Beim Erstling wurde die Frische, Fröhlichkeit und Spielfreude gelobt – und das hat sich beim Nachfolger nicht verändert, eher gesteigert.

Was bietet das zehnköpfige Enemble, bestehend aus Blasinstrumenten, Streichern, Bass, Schlagzeug und Perkussion? Nun einen fulminanten modernen Jazzsound. Die Herangehensweise ist durchaus im klassischen Jazz verortet, wird jedoch mit vielen Komponenten aus unterschiedlichsten Musikrichtungen angereichert.

Da ist auf der einen Seite ein überwiegend euphorischer Einsatz der Blasinstrumente, die dabei jedoch fast immer kompakt als Einheit auftreten und nur in ganz seltenen Fällen mal in solistische Gefilde driften. Zweite wichtige Komponente ist die fulminante Rhythmussektion – zweimal Bass, Schlagzeug und Perkussion. Und mit diesen Komponenten werden alle Bedürfnisse an ein spannendes Jazzalbum erfüllt. Furiose Passagen mit sich überschlagenden Instrumentaleinsetzen, packende Melodien und eben dieser niemals aufdringliche, aber stets präsente Rhythmuspart.

Manchmal lassen die Musiker auch kontemporäre Parts einfließen, diese sind aber wohl gesetzt und dienen stehts dem Spannungsbogen und niemals der Selbstinszenierung.

Ebenso gibt es sehr ruhige, ja zerfaserte Parts die wie Postrock (also Post-Jazz) daherkommen, die dann und wann mal ein wenig die Fahrt verlangsamen.

Das wirklich überragende an dieser Scheibe, das auch den einen oder anderen Musikliebhaber mitnehmen sollte, der eigentlich nichts mit Jazz anfangen kann, ist die immense Spielfreude, die über die kompletten 70 Minuten schier greifbar ist. Hier klingen selbst die abstraktesten Parts selbstverständlich und voller Lust auf das Musizieren.

Hinzu kommt der wunderbare kompakte und doch klare Sound der Aufnahme, der für eine solche Produktion sehr wichtig ist. Da auch dieser absolut gelungen ist, kann dieses Werk nur in den höchsten Tönen gelobt und jedem Musikliebhaber ans Herz gelegt werden.

 

Trackliste:

  1. Til Tell Teigen
  2. Lalibela
  3. Hina Hina
  4. Flipp ut
  5. Kvintett (for Leroy Jenkins)
  6. Sawakuro
  7. Kvartett (for Joseph Jarman)
  8. Keine LSD Blues
  9. Jakter på Røyskatten

 

https://andreasroysumensemble.bandcamp.com/album/andreas-r-ysum-ensemble
https://andreasroysumensemble.bandcamp.com/album/fredsfanatisme
https://www.discogs.com/de/artist/7726251-Andreas-R%C3%B8ysum-Ensemble

 

4.5