Amplifier

Amplifier – Trippin’ With Dr. Faustus (Rockosmos/Alive, 14.07.2017)

Das neue Album der Briten Ampflier orientiert sich textlich an Goethes Faust? Oh je, wird das wieder so ‘ne verkopfte Kunstkacke? Nein, keine Angst. Wenn Silvio Berlusconi einen Auftritt als eine Art neuzeitlicher Mephisto darin hat, kann man das doch eher als spleenig werten. Und spleenig, das sind ist Band im Allgemeinen und dieses Album im Speziellen durchaus!

„Trippin‘ With Dr. Faustus“ ist ein bunter Trip im Spannungsfeld zwischen groovigem Alternative und Psychedelic Rock. Wie eine Kombination aus Soundgarden, Pink Floyd und Kula Shaker. Space Rock für das Jahr 2017. Amplifier klingen auf ihrem neuesten Werk angenehm versponnen, während der instrumentale Unterbau angenehm deftig bodenständig daherkommt.

Der Einstieg mit „Rainbow Machine“ ist schon mal bockstark. Heftiges Gitarrengewummer mit lässigem Groove, dazu feine Beatles-artige Gesangsharmonien, die den harten Sound leicht psychedelisch wirken lassen. Etwas, das sich vom Anfang bis zum Ende der Platte durchzieht. Melodiöse Opulenz trifft auf Vorschlaghammer und Freakigkeit. Dabei wimmelt es von feinen Momenten in den Songs, die mal straight auf den Punkt und dann wieder ausgefranster und manchmal fast proglastig daher kommen.

Ja, Amplifier mögen es hier besonders, es einfach mal laufen zu lassen. Dabei können tolle Songs wie das überlange „Freakzone“ herauskommen oder Nummern wie „Old Blue Eyes“, die nicht so recht auf den Punkt kommen mögen. Das ist auch das größte Manko von „Trippin‘ With Dr. Faustus“, das einfach etwas zu lang geraten ist, ansonsten aber auch mit neuen Elementen wie einer Akustikballade („Anubis“) oder einen Duett mit Sängerin Beth Zeppelin („Big Daddy“) überzeugt.

Ganz an sein Opus Magnum „The Octopus“ (2011) kommen die Herren um Sal Balamir nicht ran, sie gehen aber wieder auf Tuchfühlung, nachdem der knallbunte Vorgänger „Mystoria“ den Rezensenten nicht auf Dauer überzeugen konnte.

Trackliste:
1. Rainbow Machine
2. Freakzone
3. Kosmos (Grooves Of Triumph)
4. The Commotion (Big Time Party Maker)
5. Big Daddy
6. Horse
7. Anubis
8. Supernova
9. Silvio
10. Old Blue Eyes

3.8