Amon Amarth – Berserker (Sony Music, 03.05.2019)

Ist es eigentlich wirklich so richtig aufregend, wenn die sympathischen Schweden Amon Amarth ein neues Album rausbringen? Klar, der Werbe-Bohei will uns das Glauben machen. Aber wenn man ehrlich ist, erwartet man als alter Freund der Band doch einfach nur, dass sie wieder ein paar neue Songs im alten, bekannten Klanggewand abdrückt. Das ist nicht viel anders, also bei AC/DC, Motörhead oder U.D.O.

Da kann Sänger Johann Hegg noch so viele Sätze wie „Wir haben hier Folgendes gemacht: uns den Raum und die Möglichkeit gegeben, andere Seiten unserer Musikalität und unserer Band an sich zu erforschen.“ raushauen. Wenn er ehrlich zu sich selbst ist, klingt „Berserker“ einfach nur, wie seine letzten paar Vorgänger auch. Aber hey, das muss ja nichts Schlechtes sein! Amon Amarth sind schließlich schon lange selbst ein Original, welches zwar als Death-Metal-Band gestartet ist, sich aber über die Jahre selbst eine kleine, massenwirksame Ecke irgendwo zwischen dem genannten Todesblei und gefühlt Manowar geschaffen hat. Mit allen Klischees, die eben zum selbst geschaffenen Image dazu gehören.

Deswegen zu den Fakten:

– „Berserker“ geht nach dem Konzeptausflug „Jomsviking“ wieder zurück zum Ursprünglichen und erzählt unzusammenhängende Wikingergeschichten (was im Endeffekt thematisch nicht wirklich einen Unterschied macht). Mjölnir, Fáfnir und schwingende Schwerter sind natürlich wieder mit an Bord.

– Der epischen Schlagseite gewährt man auf den zwölf Songs keinen besonders großen Platz. Abgesehen von „The Berserker At Stamford Bridge“ und der Schlussnummer „Into The Dark“, welche mit einem orchestralen Piano-Intro beginnt und auch wieder endet, gehen die Songs straight klopfend nach vorne und erreichen damit durchaus einen angenehmen Sog.

– Dafür scheint man seiner Maiden-Affinität stärker Beachtung zu schenken. Steve Harris & Co. sind immer noch die Könige des Heavy Metal und da darf man natürlich auch mal etwas in ihrer Richtung schielen, was man immer wieder durchaus hörbar bei den Twin-Gitarren-Leads hervorhebt. Ganz besonders stark beim launigen „Mjölner, Hammer Of Thor“, welches fast wie die eiserne Jungfrau mit Growls klingt. Aber doch recht geil.

– Den genannten Song darf man durchaus als kleinen Hit verbuchen, welcher die Massen in Wacken oder auf dem Summer Breeze in Wallung versetzen dürfte. Weitere Hämmer dieser Kategorie sind die ruppigere „Shield Wall“ oder „Crack The Sky“ und „Raven’s Flight“. Letztere wurden zurecht vorab veröffentlicht. Findet man die stark, geht dann auch der Rest in Ordnung.

– Trotzdem muss man sagen, dass sich Amon Amarth ansonsten nicht so stark mit bärigen Hymnen aus dem Fenster lehnen. Nummern wie „Valkyria“ oder „Ironside“ wirken recht gleichförmig und wie Standardmaterial.

– Das Album klingt top gestylt und zurecht geschliffen. Zusammen mit Jay Ruston (u.a. Anthrax, Stone Sour) hat man hörbar hart am Endergebnis gefeilt, was allerdings etwas auf Kosten der Urgewalt ging. Aber das ist man die letzten Jahre auch so gewohnt. Sony dürfte seinem schicken Pferdchen schließlich auch ein angemessenes Budget zur Verfügung gestellt haben (und auf eine gewisse Gegenleistung pochen). Und das darf man schließlich hören.

Am Ende hat man es bei „Berserker“ mit einer unterhaltsamen Platte zu tun, der etwas die versprochene Überraschung abgeht. So bleiben Amon Amarth wie ein gutes Stück Schweinebraten: keine Gourmetmahlzeit zwar, aber in der gutbürgerlichen Küche immer noch gern gesehen.

 

Trackliste:
1. Fafner’s Gold
2. Crack the Sky
3. Mjölner, Hammer of Thor
4. Shield Wall
5. Valkyria
6. Raven’s Flight
7. Ironside
8. The Berserker at Stamford Bridge
9. When Once Again We Can Set Our Sails
10. Skoll and Hati
11. Wings of Eagles
12. Into the Dark

 

3.8