Amahiru – Amahiru (earMUSIC/Edel, 27.11.2020)

Was erwartet man von einem Projekt, in dem der Tausendsassa Frédéric Leclercq (u.a. Kreator, Loudblast, Sinsaenum, ex-Dragonforce) und die japanische Gitarristin Saki (Mary’s Blood) die beiden Köpf sind? Letztendlich wohl nicht unbedingt das, was das selbstbetitelte Debütalbum von Amahiru bietet: über weite Strecke recht gewöhnlichen, zeigemäßen Heavyrock. Aber Nebenprojekte sind ja schließlich da, um etwas anders auszuprobieren.

Das Album schimmert und glänzt, nichts wird hier dem Zufall überlassen, damit die Songs auch wirklich strahlen. Gerade beim fast schon poppigen „Hours“ funktioniert das besonders gut. Wollte hier jemand nen Hit schreiben? Ist einigermaßen gelungen.

Kernkompetenz von Amahiru sind aber die modern arrangierten Melodic-Metal-Songs wie der Opener „Innocent“ oder „Bringing Me Down“. Dass man dabei hin und wieder auch mal die Grenze zu übertriebenem Dicke-Hose-Flair á la Five Finger Death Punch überschreitet, hätte es nicht unbedingt gebraucht (man höre „Way Out“ oder „Vanguard“), auch wenn Sänger Archie Wilson nicht nur in den melodischen Passagen, sondern auch hier eine gute Figur macht.

Dann lieber gleich richtig metallisch mit angenehmer Thrash-Kante wie bei „Samurai“. Aber das ist nur ein Element von vielen, die man auf seinem Debütalbum verarbeitet. Das ruhige Gitarreninstrumental „Waves“ ist eine ganz anderes, genauso wie „Ninja No Tamashii“, bei dem man erstmal japanische Einflüsse verwendet. Darf in Zukunft gerne ausgebaut werden. Dabei kann man gerne so etwas Flauschiges wie das voll und ganz auf Gastsängerin Elize Ryd (Amaranthe) zugeschnittene „Lucky Star“ seinlassen. Wenn wir schon bei Gästen sind, weisen wir doch lieber auf die wohl letzte Aufnahme von Meister-Dummer Sean Reinert (Cynic, Death, Aeon Spoke) hin.

Ein modernes, abwechslungsreiches Album, wenn auch bei weitem kein richtig durschlagendes. Aber eine Blöße gibt sich hier keiner.

 

Trackliste:
1. Innocent
2. WTTP
3. Hours
4. Way Out
5. Ninja No Tamashii
6. Vanguard
7. Bringing Me Down
8. Lucky Star
9. Waves

 

3.5