Alligatoah – OFF (Alligatoah/Groove Attack, 22.03.2024)

Eigentlich interessiert mich das, was Lukas Strobel aka Alligatoah so musikalisch aufs Parkett bringt nur am Rande, bis eigentlich überhaupt nicht.

Aber wenn der 30km von mir entfernt geborene und nun schon seit vielen Jahren in Berlin wohnende Musiker erst seinen Abschied und dann aber ein Metal-Album ankündigt, dann kann ich da nicht einfach so dran vorbei. Normalerweise sind ja bei dem Genre eigentlich meine Redaktions-Kollegen zuständig, aber da ich schnell gemerkt habe, dass der Metal auf “OFF” eine eher instrumentenbezogene Form hat, wäre das Album bei den anderen garantiert hinten rüber gefallen.

Also dann ran und ab ins “OFF”!

Textlich schön sarkastisch, verschlüsselt provokant und mit allerlei Fingern in den Wunden dieser missglückten Welt, baut Alligatoah auf druckvolle und ausgeklügelte Metal-Sounds – die Mischung aus Rap, Metal und gescratchten Parts kann man durchaus als gelungen bezeichnen.

Klargesang trifft auf gerappte Parts… dann noch selbstgemachtes (wie neulich im Hotel Matze Podcast gehört) Growling bzw. Screming, schon wird ein interessantes und recht amüsantes Album draus. Persönlich im Punk und Metal groß geworden, war es aufgrund seiner grenzenlosen Kreativität quasi nur eine Frage der Zeit, wann ein Album draus werden könnte. Ob Alligatoah dieses Mal nicht nur eine Kunstfigur spielt, welche die Fans bedient und immer auch genügend Distanz zwischen sich und den interessierten Zuhörer:innen einhält, sondern sich selbst ein gutes Stück aus seiner Komfortzone bewegt? Man wird es nicht erfahren, dafür ist seine über beinahe zwanzig Jahre aufgebaute Fassade einfach zu stark.

Harte Gitarrenriffs und hämmernde Bässe bringen einen druckvollen Teppich und nicht nur durch diverse Gastmusiker:innen, wie zum Beispiel niemand geringerer als Lukas Jugendidole Fred Durst (“So Laut“), sowie die Guano Apes (“Menschliches Versagen“) ist “Off” hörenswert. Ach ja, da wären dann ja noch Tarek von K.I.Z (“Partner in Crime“) oder auch der Rapper Bausa (“Weisse Zähne“)… und auch Mille von Kreator möchte ich nicht unter den Tisch fallen lassen, haben mir doch die leisen Stimmen in meinem Ohr zugeflüstert, dass er bei “Ich Ich Ich” die Gitarrenparts beigesteuert haben soll.

Zeigt Alligatoah der Welt auf dem Cover den Mittelfinger, so hat er jedoch noch einiges mit der dem Untergang geweihten Kugel menschlichen Versagens vor. Im Ernstfall muss man halt so lange “Küssen“, bis die Apokalypse das Licht ausmacht – und “Niemand” soll sich das Recht heraus nehmen mir zu sagen, was ich bitteschön zu Glauben habe!

Die “Partner in Crime” bringen Tod und Verderben mit sich, aber spätestens wenn “Es kratzt“, dann muss man davon ausgehen, dass man eh nicht mehr lange hat, oder?! Zum Abschluss am Abschluss gönnt uns Lukas noch seine metalige Interpretation vom No-Angels-Klassiker “Daylight” – das durchaus noch ausbaufähige Screaming macht die Nummer zu einem echten Verkehrsunfall… und zwar die Sorte, wo man wegschauen möchte, es aber irgendwie nicht hinbekommt. Soll sagen, der Song hätte so nie stattfinden dürfen. Hat er aber… also müssen wir nun damit klar kommen – und besser als das Original ist er allemal! 😉

 

Titel:
1. Ich fühle Dich
2. Niemand
3. Weisse Zähne (feat. Bausa)
4. Wer lacht jetzt
5. So raus (feat. Fred Durst)
6. Scheissdreck
7. Menschliches Versagen (feat. Guano Apes)
8. Küssen
9. Ee kratzt
10. Ich Ich Ich
11. Partner in Crime (feat. Tarek K.I.Z)
12. Daylight

Foto-Credit: Janis Wetzel

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3.8