All Them Witches – ATW (New West Records, 28.09.2018)

Bei dem Quartett aus Tennessee herrscht aber nicht viel Leerlauf. Nicht nur, dass man ständig live unterwegs ist. Nein, „ATW“ ist auch schon das sechste Album seit 2012. Fast wie in „guten alten Zeiten“ – die Band brennt.

Die letzte Platte von All Them Witches war recht schillernd. Fett produziert, groß arrangiert. Die Gefahr bestand trotzdem nicht, dass man dem Mainstream anheimfallen würde. Trotzdem geht man mit dem neuen Werk einen Schritt zurück und man nahm das Ruder komplett selbst in die Hand. Es ging in eine Waldhütte außerhalb von Nashville und den Steuermann hinterm Mischpult gab Gitarrist Ben McLeod. Ergebnis: All Them Witches ganz pur.

So gibt es zumindest die Band selbst an. Musikalisch setzt man seinen Weg allerdings stringent weiter fort. Nur klingt man dieses Mal noch ein bisschen purer, bodenständiger. Psychedelic ja, aber nicht abgehoben. Viel mehr spielt man seinen eigenen, rostigen Garagen-Bluesrock mit jeder Menge Groove, Charme und kleinen verrückten Verspieltheiten im Oldschool-Analog-Format.

Dabei nahm man sich die Freiheit seine Songs etwas luftiger zu gestalten. Ja, manchmal klingt das Ganze fast zurückhaltend bis entspannt. Und doch geht man in die Tiefe und legt die Grundlage für ausgedehnte Jams in der Livesituation. Denn hierzu laden die Stücke ziemlich ein. Gerade das grundsätzlich verhaltene „Workhorse“ oder der polternde Garagenrocker „1st vs. 2nd“. So beherzt wie hier wird auf „ATW“ selten gerockt. Dafür mit viel Seele in so manche Untiefe abgetaucht. Gerade die altmodisch bluesigen Stücke wie „Half-Tongue“ oder das schon regelrecht epische „Harvest Feast“ gehen unter die Haut. Erst recht die Led-Zeppelin-mäßige „No Quarter“-Verbeugung „Rob’s Dream“.

Trotzdem war die Band am Ende schon etwas zwingender. Die acht Songs gefallen aber mit ihrer Dynamik und der Spiellaune der Band, die hörbar ihre neue Freiheit genießt. Sowieso stellt sich die Frage jedes Mal: Können All Them Witches überhaupt ein schlechtes Album abliefern?

 

Trackliste:
1. Fishbelly 86 Onions
2. Workhorse
3. 1st vs. 2nd
4. Half-Tongue
5. Diamond
6. Harvest Feast
7. HTJC
8. Rob’s Dream

 

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