Ich sitze hier so nach den ersten Durchgängen von “A Blind Arcade” an meinem Laptop, gucke aus dem Fenster, sehe die tiefstehende Sonne, kahle Bäume und höre die zweite Platte der jungen Iren mit diesem wunderschönen Namen. Wer da nicht weich wird, der frisst auch kleine Kinder! Das ist einfach so!
Von den Begleitumständen mal abgesehen haben All the Luck in the World vor vier Jahren mit ihrem Debut etwas geschafft, was sehr selten ist. Und zwar sich mit einem Debutalbum und dann auch noch mit leichtem Indie-Folk direkt an die Spitze meiner persönlichen Lieblinge zu schießen. Die Platte, die vom ersten Ton an so einen warmen Sound erschaffen konnte, läuft hier regelmäßig hoch und runter.
Jetzt kommt mit “A Blind Arcade” nicht nur ein Nachfolger, sondern etwas was Zeit hatte zu reifen. Etwas was man in einem selbst eingerichteten Homestudio (genannt “Haven”) über vier Jahre im eigenen Saft erst für sich selbst perfektioniert hat. Anschließend ging es nach Berlin um mit Produzent Paul Pilot im Golden Retriever Studio das zu schaffen, was jetzt wohl die nächsten Jahre so seine Runden drehen wird.
In einer Zeit der immer schneller werdenden Prozesse und der austauschbaren Gebilde, die sich so oft Band nennen, kommen mit Songs wie dem Opener “Landmarks” organische Sounds, die so greifbar wirken und sich mit einer einzigartigen Stimmung einschmeicheln, ohne dabei wie der übliche Heulsusen-Sound um die Ecke zu kommen.
Im Gegensatz zum Debut wirken die Songs hier auch recht einfach, dadurch nicht weniger stimmungsvoll, entfalten aber beim genauen Hinhören ihre volle Wirkung und zeigen auch das Können und wesentlich mehr Facetten als “Your Fires” und Co. Wenn Vollblutmusiker auf junge Typen mit Flausen im Kopf treffen, kommt musikalisch scheinbar etwas ganz Besonderes dabei raus.
Wer den Pop nicht fürchtet, sich im Indie und Folk gut behandelt fühlt und sich gerne in Melodien und Stimmung verliert, kommt an dieser Platte einfach nicht vorbei. Ich sehe für mich selbst schon eine der Platten des Jahres vor mir. 11 Songs die einfühlsam und gut durchdacht sind. (An dieser Stelle würde bei unseriösen Onlinemagazinen ein Herz stehen. Oder fünf.)
- Landmarks
- Pages
- Golden Oktober
- A Thousand Eyes
- Starboard
- About the Ghosts
- Contrails
- Moon
- Into The Ocean
- High Beams
- Abhainn
ALL THE LUCK IN THE WORLD – Live 2018
22.02. Berlin, Baumhaus Bar (Kostenlose Release Show) 23.02. Hamburg, Raum (Kostenlose Release Show) 24.02. Rees, Haldern Pop Bar (Kostenlose Release Show) 08.04. Köln, Artheater 09.04. CH – Zürich, Eldorado 10.04. München, Orangehouse 11.04. AT – Wien, Fluc Café 13.04. Berlin, Badehaus 14.04. Hamburg, Molotow 16.04. UK – London, The Islington (ausverkauft) 17.04. UK – London, The Islington (Zusatzshow) 19.04. IRL – Dublin, Workman’s (hochverlegt)