Abraham – Débris de mondes perdus (Pelagic Records, 25.02.2022)

Meine Fresse, was für ein dunkler, unheimlicher Batzen! Die Schweizer Abraham verbreiten ganz schön Untergangsstimmung. Wobei die Thematik von „Débris de mondes perdus“ darüber hinausgeht, nämlich nach dem Untergang stattfindet, welchen man mit dem massiven Vorgänger „Look, Here Comes The Dark“ 2018 behandelte. Das neue Werk findet ein paar Jahrhunderte danach statt – auf einer verbrannten Erde, auf dem ein Häuflein letzter, verzweifelter Menschen ums Überleben kämpft.

Und diese pure Verzweiflung springt einem aus jeder Note entgegen. Raue, brutale Hässlichkeit. Harsch und unbarmherzig. Viel klangliche, unharmonische Dissonanz. Geschrei. Eine Intensität, über die selbst ein Black-Metal-Hörer nur staunen kann. Man wird als Hörer durchaus herausgefordert.

Stilistisch bewegen sich Abraham zwischen den Polen Postmetal, Sludge und Noiserock. Angerührt zum eigenen, nicht so richtig zu fassendem Stil. Dabei kommt das Ganze überraschend reduziert und aufs Nötigste beschränkt daher. Atmosphäre entsteht aus der Schlichtheit, nicht aus Bombast oder Studio-Taschenspielertricks. Das Quartett kanalisiert ein Maximum an Schmerz. „Débris de mondes perdus“ ist sehr ungemütlich und will ganz bewusst nicht gefallen. Manchmal muss man sogar mit der Stirn runzeln. Sei es beim verwaschen leiernden Sound von „Maudissements“ oder beim furchtbar weinerlichen Mittelpart von „Fear Overthrown“.

Am Ende weiß man nicht, ob man vor Abraham Respekt haben soll (in spielerischer Hinsicht auf jeden Fall!) oder ob man das Gehörte abscheulich finden möchte. Wahrscheinlich ist es eine Mischung aus beidem.

Zumindest mit dem abschließenden Epos „Black Breath“ mit Gastsängerin Emilie Zoé hält etwas angenehme Melodie mit einer emotionalen Hook Einzug in den Soundorkan der nervös machenden Platte.

 

Trackliste:
1. Verminvisible
2. Blood Moon, New Alliance
3. Maudissements
4. Ravenous Is the Night
5. Our Words Born in Fire
6. Fear Overthrown
7. A Celestial Funeral
8. Black Breath (feat. Emilie Zoé)