Aaron Brooks – Homunculus (Gentle Art Of Music, 21.09.2018)

2016 verließ Aaron Brooks überraschend die von ihm gegründeten, großartigen Simeon Soul Charger und zog sich komplett aus der Musikszene zurück. Glücklicherweise nur vorübergehend, was zwischenzeitlich in einem Gastauftritt auf der letzten Platte von Blind Ego mündete. Mittlerweile hat er sein künstlerisches Exil allerdings komplett verlassen und er veröffentlicht mit „Homunculus“ sein erstes Soloalbum.

Produziert und mit eingespielt wurde es von seinen neuen/alten Labelchefs, den beiden RWPL-Recken Yogi Lang und Kalle Wallner. Weiter wurde der Mann aus Ohio von befreundeten Musikern und Weggefährten der hier einheimischen Szene unterstützt.

Heraus kam ein buntes Rock-Potpourri zwischen Psychedelic Rock, progressiven Ansätzen, aber auch vermeintlich einfachen Singer/Songwriter-Momenten. Ein Mix der verdammt zeitlos und in den richtigen Momenten etwas wahnwitzig klingt. Dabei spannt er den Bogen von seiner Ex-Band, über die Beatles, Pink Floyd, bis zum Größenwahn von Muse. Wobei Vergleiche hier immer wieder ins Leere führen. Denn Aaron Brooks ist einfach Aaron Brooks und seine Handschrift ist sofort wiederzuerkennen – was nicht nur an seinem charakteristischen, emotionalen Gesang liegt.

Musikalisch wagt sich der Mann noch weiter in Sphären hinaus, die er früher nur im Ansatz gestreift hat. Vor allem seiner ruhigen, melancholischen Seite wird mehr Raum gegeben. Nicht selten übernimmt ein Klavier die Rolle des tragenden Instruments. So zum Beispiel beim gemächlichen „The Idiot“, „Nobody Knows What It’s Like To Be Someone Else“ oder „You’re Just A Picture In A Frame”. Auch das anfangs locker mäandernde „Lies“ oder das dezent düstere „I’m Afraid“ setzen verstärkt auf Atmosphäre.

Aber bevor der Verdacht aufkommt, Aaron Brooks gäbe sich nur noch beschaulichen Klängen hin, muss man die Gemüter gleich beruhigen. Immer wieder blitzt er auch wieder durch, der Wahnsinn. „Everybody Dies“ und „Jesus“ sind wummernde Psychedelic-Rock-Songs, die auch gut auf einem Album von Simeon Soul Charger hätten stehen können. „Bodega, Bodega“ gibt sich als tänzelnde Jahrmarkt-Nummer, während „What Is A Man But An Animal’s End“ komplett durchzudrehen scheint. Ein vertonter, nervöser Fiebertraum. Dazu passen die Texte, in denen Aaron Brooks mit viel Biss und Zynismus mit der Gesellschaft ins Gericht geht und sich nebenbei den einen oder anderen Teufel selbst austreibt.

„Homunculus“ ist ein durchgehend gelungenes Album, mit dem sich Aaron Brooks voll im Saft stehend zurückmeldet. Abwechslungsreich, aufregend, aber auch sinnlich, mit vielen liebevollen Details. Zwar mag man als alter Fan die Verspieltheit früherer Tage vermissen. Aber das ist dann rein subjektiv.

Willkommen zurück, Aaron!

 

Trackliste:
1. Consume
2. You’re Just A Picture In A Frame
3. Wake Up The Mountain
4. Everybody Dies
5. Lies
6. Jesus
7. By Your Halo Or The Fork Of Your Tongue
8. Nobody Knows What It’s Like To Be Someone Else
9. The Idiot
10. Bodega, Bodega
11. I’m Afraid
12. What Is A Man But An Animal’s End
12. Digital

 


Photo Credit:  AlexeyTestov

4.2