Life Of Agony – River Runs Red (Roadrunner Records, 1993)

Es ist Mittwoch… und daher neben dem obligatorischen Markttag heute natürlich auch wieder „Handwritten-Classics“ Tag!

Und wie es der Teufel so will habe ich ausgerechnet am heutigen Morgen von einer im Sommer stattfindenden Europatour meiner Allzeit-Lieblingsband Life Of Agony gehört, die ich erstens dringend mal wieder live sehen muss und zweitens das Ganze zum Anlass nehmen kann, über das 1993er Debütalbum und meinen damit verbundenen Erinnerungen zu berichten.

Once Upon a Time trug es sich nämlich eines schönen Frühlingsabends 1994 im Schrebbergarten eines Freundes – ja damals im Ruhrpott hieß das nun mal so! 😉 – zu, dass ein mir gänzlich unbekannter Party-Bär ein Mixtape voller „hartem Stoff“ dabei hatte und diese Cassette in dieser Nacht quasi bis zum Erbrechen bzw. zur Auflösung der Tonspur rauf und runter gespielt wurde.

Neben Stücken von `Machine Head´, `Pantera´ oder `Sepultura´ verirrten sich einige Songs einer unbekannten amerikanischen Band aus Brooklyn auf dem Tape und innerhalb von Minuten war es um mich geschehen… und das so nachhaltig, dass ich mir zwei Tage später direkt „River Runs Red“ zulegte und sämtliche Freunde und Bekannte in meiner Nähe damit nervte, dass sie die Band um Keith (mittlerweile „Mina“) Caputo einfach geil finden müssten und ich andere Meinungen einfach mal nicht mehr zulassen könne!

Ugly - 1995
Ugly – 1995

Kaum hielt ich das Objekt meiner Begierde in den Händen sog ich quasi jede Sekunde der 50minütigen Darbietung auf und fiel in einen tiefen depressiven Trancezustand… hatte ich Tage zuvor noch nicht unerhebliche Mengen Alkohol zur Hilfe genommen, so bemerkte ich nun gänzlich nüchtern, dass Keith Caputo, Joey Z., Alan Robert und Sal Abruscato mit dem Album etwas ganz großes erschaffen hatten und ich sie in den darauffolgenden Jahren nicht mehr loslassen würde… was sich bis heute auch quasi bewahrheitet hat – die Liste der gesehenen Gigs, wie z.B. beim Dynamo Festival (1995), im Soundgarden Dortmund (2003), beim Area 4 Festival (2009) und zuletzt dem X-Rock Fest (2014) kann hoffentlich diesen Sommer durch den Auftritt in der Zeche Bochum erweitert werden!

Das Konzeptalbum, welches sich mit der letzten Woche eines jungen Mannes beschäftigt, der voller Probleme und ohne Hoffnung am Ende nur noch seinen Selbstmord als Lösung sieht ist ein aufwühlender Apell sich mehr um die geliebten Menschen um sich herum zu kümmern und das eine oder andere Mal besser auf sie bzw. auch sich selbst aufzupassen…

„You said you’ve got time – but you ain’t got time for me” (“This Time”)

Soul Searching Sun - 1997
Soul Searching Sun – 1997

An drei Wochentagen kommt der unglückliche Hauptdarsteller nach Hause und wird von seiner Mutter fertig gemacht… und passend dazu erreichen ihn auf dem abgehörten Anrufbeantworter Botschaften, die ihn dem Tod immer näher bringen.

So trennt sich am “Monday” seine Freundin von ihm… „If you don’t walk with me, I will walk alone” (“Underground”), am “Thursday” wird er von seinem Chef entlassen und seine Lehrerin konfrontiert ihn mit der gefährdeten Versetzung… am “Friday” schneidet sich der Protagonist dann unter der Dusche die Pulsadern auf…

… Krass, beängstigend und verstörend! … „I said I’m colder than ever – I’m empty, empty through and through” (“Through And Through”)

„River Runs Red“ wurde von niemand geringerem als dem befreundeten `Type-O-Negative´ Keyboarder Josh Silver produziert und erst sehr viel später habe ich mitbekommen,

Broken Valley – 2005
Broken Valley – 2005

dass Life Of Agony Bassist Alan sämtliche Texte und die Musik für das Album geschrieben hatte. Eigentlich bin ich zumindest textlich immer davon ausging, dass nur ein so melancholisch-depressiver Mensch wie Mina hätte dafür verantwortlich sein können.

Für mich ist „River Runs Red“ quasi „das“ Life Of Agony Album, alle darauffolgenden Veröffentlichungen sind zwar ebenfalls sehr hörenswert, aber doch schon sehr viel seichter und kommen daher bei Weitem nicht mehr an das Debüt heran… auch wenn „I Regret“, „Let`s Pretend“ oder das `Simple Minds´ Cover „Don`t You (Forget About Me)“, welche auf dem zweiten Longplayer „Ugly“ erschienen sind, für mich schon zu den besten Rocksongs der 90iger gehören.

„The river runs red and I think I’m dyin’ – oh, God help me!”

Ach so, noch einmal kurz zur damaligen Party-Nacht:
Schöne Grüße noch an den (mittlerweile wohl nicht mehr ganz so) jungen Mann, der mitten in der Nacht auf der Sitzfläche eines Klappstuhls versucht hatte sein Steak zu grillen… das funktioniert auch über zwanzig Jahre später immer noch nicht, lass es dir gesagt sein! 😉

 

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Titel:
1. This Time
2. Underground
3. Monday
4. River Runs Red
5. Through And Through
6. Words And Music
7. Thursday
8. Bad Seed
9. My Eyes
10. Respect
11. Method Of Groove
12. The Stain Remains
13. Friday

Life Of Agony – HOMEPAGE