Es ist schon bemerkenswert, wie aus dem ursprünglich einmaligem Projekt Avantasia ein komplettes Musikerensemble geworden ist, welches unter Führung des Initiators Tobias Sammets inzwischen regelmäßig Alben veröffentlicht und eben auch auf Tournee geht.
Mit „Here Be Dragons“ liegt nun Album Nummer zehn vor. Sammet hat mal wieder reichlich gute Sänger um sich herum gesammelt und es geschafft den jeweiligen Stimmen den passenden Song auf die Stimmbänder zu schreiben. Mit von der Partie sind Geoff Tate, Michael Kiske, Tommy Karevik, Ronnie Atkins, Bob Catley, Adrienne Cowan, Kenny Leckremo und Roy Khan.
Der erste Track heißt „Creepshow“ und ist ein recht konventioneller Power-Metal-Song europäischer Prägung. Dicke Drums, fetter Bass, schneidende Gitarren und Sammets Gesang leiten „Here Be Dragons“ stimmig ein. Der folgende Titelsong legt dann eine kleine Schippe drauf und hängt den Opener ab. Was auch an Geoff Tates Gesang liegt, da erinnert man sich gerne an die Queensryche-Zeit als ein Album wie „Empire“ die Charts aufgerollt hat. Klasse!
Dass die Kombination Sammet und Kiske funktioniert wurde schon oft bewiesen. Der Uptemporocker “The Moorlands At Twilight” hätte auch locker auf einem Helloween-Album landen können.
„The Witch“ ist ein Song mit einer gewissen Theatralik, was allerdings auch wieder wunderbar zur Stimme des Kamelot-Sängers Tommy Karevik passt. Die Grundstimmung ist etwas düsterer als bei den vorherigen Titeln.
Ronnie Atkins’ Stimme hört man als alter Pretty-Maids-Fan natürlich direkt heraus. Im Duett mit Sammet funktioniert „Phantasmagoria“ sehr gut. Der etwas schnellere Song fordert Atkins dann auch ziemlich heraus. Erstaunlich wie gut der Däne trotzt seiner schweren Krebserkrankung singen kann.
“Bring On The Night“ ist der Magnum-Gedächtnissong von „Here Be Dragons“. Das ist in keinem Fall negativ gemeint. Fans der Band fühlen sich hier direkt wohl und die Melodiebögen, die Sammet sich hier ausgedacht hat, sind Zucker.
„Unleash The Kraken“ muss ganz ohne Gastsänger auskommen. Der Song erinnert an die besten Tage von Edguy. Seven-Spires-Sängerin Adrienne Cowan gibt sich im Song „Avalon“ die Ehre. Schön, dass Sammet die weibliche Stimme nicht für eine Ballade eingesetzt hat. Der Song hat leicht Folkelemente und Frau Cowan gibt ordentlich Gas. Klasse!
Richtig auf die Tube drücken Avantasia dann zusammen mit H.E.A.T.-Sänger Kenny Leckremo. Die Gitarrenlicks zu Beginn des Songs erinnern mich ein wenig an Gary Moore. Die Nummer selber ist ein klassischer und schneller Power-Metal-Song.
Am Ende es Albums wartet eine Stimme, die ich schon lange nicht mehr gehört habe. Ex-Kamelot-Sänger Roy Khan hat das Mikrofon in der Hand. Ich muss unbedingt mal wieder die frühen Kamelot- und die Conception-Alben hören.
„Everybody Is Here Until The End“ ist eine sehr gelungene Ballade welche „Here Be Dragons“ gekonnt abschließt.
Fazit: Überraschungen liefen Avantasia auf „Here Be Dragons“ kaum. Das ist aber auch nicht wichtig, das grundsätzliche Konzept des Projekts gibt gewisse Grenzen auf. Inerhalb dieser Grenzen schaffen es Sammet und seine Musiker aber mal wieder ein saugutes Album abzuliefern.
1. Creepshow
2. Here Be Dragons
3. The Moorland At Twilight
4. The Witch
5. Phantasmagoria
6. Bring On The Night
7. Unleash The Kraken
8. Avalon
9. Against The Wind
10. Everybody’s Here Until The End
Foto: Kevin Nixon