Jupiter Jones
© Sven Sindt

Jupiter Jones – Brüllende Fahnen (Four Music, 25.03.2016)

Jupiter Jones sind zurück und veröffentlichen heute ihr insgesamt sechstes Studioalbum. “Brüllende Fahnen” ist Album Nr. 1 mit dem Sänger Sven Lauer.

Die Band hat sich bewusst dazu entschieden den Bandnamen zu behalten. Die Frage, ob eine Änderung sinnvoll gewesen wäre hat niemand, wirklich niemand außerhalb der Band zu beantworten. Die vier Jungs entschieden sich mit voller Überzeugung dazu weiterhin als Jupiter Jones durch die Musikwelt zu ziehen. Ich finde das gut, weil das Produkt welches jetzt am Ende herausgekommen ist, das Herz dieser Band zeigt: Sympathie und den absoluten Willen sich von vorgegebenen Mustern zu lösen. Jupiter Jones sind roher und dreckiger geworden. Der neue musikalische Sound wurde gefunden und gerade das ist für Bands wichtig, die unter altem Namen, aber neuer Stimme weitermachen.

“Das hier sollte Vintage klingen und trotzdem modern sein, weniger Hochglanzpop und bitte noch mehr Bandmaschinenrauschen.” formuliert die Band es selbst im Pressetext. Aufgenommen wurde die Platte ab Sommer 2015 im Studio Nord in Bremen und im eigenen Studio in Hamburg. Produziert und gemischt zum ersten Mal mit und von Olaf Opal (The Notwist, Boxhamsters, Madsen) und Gitarrist Sascha Eigner.

Umgehend der erste Track der Platte “Brüllende Fahnen” zeigt uns, was in den nächsten knapp 43 Minuten passieren wird. Jupiter Jones haben ihren neuen Sound gefunden und der deckt sich nur noch wenig mit den bekannten Klängen der Band.

“Ein bisschen Paranoia” ist der zweite Song der Platte und bei diesem assistiert Jörkk von Love A mit seiner Stimme. Ohnehin ist es so, dass die Texte der 12-Track-LP von der gesamten Band verfasst und in Zusammenarbeit mit Niclas Breslein (ehem. Junges Glück) geschrieben wurden.

Auch zu dem Song “Faustschlag” hat die Band vorab ein Video veröffentlich, sodass die Hörerschaft auch hier einen Vorabeinblick in den neuen Klang der Jupiter Jones Songs erhalten konnte.

Der Song “Intrigen, Intrigen” ist ein aufbereiteter Text von Hildegard Knef, den die Band verwenden und abändern durfte. Gerade mit der gegenwärtigen salonfähigkeit rechtsradikaler Parolen ist dieser Track ein deutliches Zeichen gegen diese.

“Dann greif ich ein” leiht sich zeitweise ein paar Gitarren von Bloc Party, welche auch eine der Bands darstellt, die Jupiter Jones zu den Songs auf “Brüllende Fahnen” inspirierte.

“Alle Türken heißen Ali” ist ein Song, welcher sich mit Stereotypen beschäftigt und diese kritisiert. Als Arbeitstitel des Fassbinder Dramas “Angst essen Seele auf” passt dieser Titel zu der Thematik des Songs.

Zwei ruhigere Songs, welche etwas mehr an die alte Formation erinnern, sind ebenfalls Teil von “Brüllende Fahnen”. “Herzen schlagen sich” und “70 Siegel” sind diese und brechen Soundtechnisch ein wenig aus dem gesamten Albumbild heraus.

Fazit:
Mit “Brüllende Fahnen” liegt uns ein Album vor, welches definitiv noch als Pop-Album betitelt werden darf. Jedoch gibt es ein großes ABER: Jupiter Jones sind von dem radiotauglichen Pop abgekommen und haben ein teilweise rotziges, rohes und reduziertes Pop-Rock-Album geschaffen, welches einen deutlichen Wechsel im Stil der vier Wahlhamburger darstellt.

Trotz der Abwendung vom Radio-Pop fehlen mir keinesfalls eingängige Melodien in den Songs. Einprägsame Refrains und Textstellen sind auf jeden Fall zu finden, jedoch gibt es dann wiederum auch einige (wenn auch wenige) Tracks, die mir fast egal sind. Der aufdringliche Radio-Klang ist (bis auf zwei Ausnahmen) verschwunden und die Songs sind gut. Den Weg hin zum neuen Sound und dem herausbrechen aus der Masse von beliebig austauschbaren deutschprachigen Bands, haben Jupiter Jones mit “Brüllende Fahnen” beschritten – jetzt bleibt zu hoffen, dass dieser Weg nicht zu steinig wird und die Kritiker sich mit den neuen Jupiter Jones abfinden.

Anspieltipps: Brüllende Fahnen; Faustschlag; Jede viertel Sekunde; Intrigen, Intrigen; Herzen schlagen sich; Rückenwind-Gegenwind; Alle Türken heißen Ali; Lauf, Forest, lauf

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Tracklist:
01. Brüllende Fahnen
02. Ein bisschen Paranoia
03. Faustschlag
04. Jede viertel Sekunde
05. Intrigen, Intrigen
06. Herzen schlagen sich
07. Rückenwind – Gegenwind
08. 70 Siegel
09. Dann greif ich ein
10. Alle Türken heißen Ali
11. Lauf, Forest, lauf!
12. Zugabteil

 

Jupiter Jones im April auf Tour:

20.04.    Hamburg, Molotow
21.04.    Berlin, Musik & Frieden
22.04.    Dresden, Beatpol
23.04.    Hannover, Faust
24.04.    Osnabrück, Kleine Freiheit
27.04.    Saarbrücken, JUZ Försterstraße
28.04.    Stuttgart, Im Wizemann
29.04.    Augsburg, Kantine
30.04.    München, Strom
01.05.    Wiesbaden, Schlachthof

http://www.jupiter-jones.de

4.3