Tiny Moving Parts

Interview – “Wenn unser Tourvan kaputt geht, dann fangen wir schon an Witze darüber zu machen, kurz nachdem wir den Abschleppdienst gerufen haben. Es ist wie es ist, du kannst in der Situation doch eh nichts machen” mit Tiny Moving Parts

Das Beste gegen einen Montag ist, seine Laune auf einem schönen Konzert zu heben. Wenn man sich dann noch mit drei unglaublich gut gelaunten Jungs aus Minnesota im Tourbus über die aktuelle Support-Tour für The Fall Of Troy, ihre musikalischen Einflüsse und gute Serien unterhalten kann, ist jeglicher Post-Wochenend-Blues schnell verflogen. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde ziehen wir die Schiebetür des Vans, der vor der Bochumer Matrix geparkt ist, zu und fangen an zu plaudern.

Björn:
Da heute Montag ist, wie sehr hasst ihr Montage?

Billy:
Da wir in einer Band spielen, überhaupt nicht. Wenn wir in den Staaten touren haben wir Montags immer frei, weil da keine Shows gebucht werden. Wenn ich mir allerdings vorstelle, einen regulären Job zu haben und Montagmorgens zur Arbeit zu kommen mit einer ganzen anstehenden Woche, dann ist das natürlich nicht so toll.

Matt:
Auf Tour zu sein ist irgendwie wie ein endloses Wochenende. Man vergisst irgendwann, welcher Tag eigentlich ist.

Dylan:
Manchmal vergisst man auch, welches Jahr gerade ist.

(Gelächter)

Billy:
Ich wusste gar nicht, dass heute Montag ist, bis du es angesprochen hast.

Björn:
Lasst uns über euer neues Album „Celebrate“ reden. Wir sind bei Handwritten ziemlich begeistert von der Platte und ich habe mich gefragt, was euch dazu bewegt hat, gegenüber dem Vorgänger wieder eine mehr punkige Richtung einzuschlagen?

Dylan:
Wir schreiben Songs, die uns Live auch Spaß machen sollen. Wir haben also viel Zeit darauf verwendet, sie so hinzukriegen, dass sie beim Spielen Spaß machen, aber auch gut im Studio klingen würden. Wir haben das Gefühl, das neue Album ist eine Kombination der beiden vorherigen.

Billy:
Die Produktion ist sehr energetisch und bringt die Songs so rüber, wie sie klingen sollen. Mit „Pleasant Living“ hatten wir das Gefühl, dass die Energie der Songs einfach nicht so rüberkam, wie wir uns das vorgestellt hatten.

Dylan:
Nicht unbedingt schlechter, aber eben einfach anders. Und dieses Mal haben wir uns wieder mit unserem Freund, der auch schon unser erstes Album aufgenommen hat, zusammengesetzt und ganz genau darauf geachtet, dass alles so klingt, wie wir es wollten. Das war eine gute Erfahrung.

Björn:
Wenn ihr eure Songs schreibt, wie geht ihr da vor. Jamt ihr viel oder sendet ihr euch Mp3-Files zu oder wie macht ihr das?

Dylan:
Wir jammen eigentlich so gut wie nie. Für gewöhnlich schreibe ich ein Gitarren-Riff und nehme das bei mir auf. Das nehme ich dann mit zur Probe, zeige es den Jungs und wir bauen darauf auf. Zuhause demoartig Dinge aufzunehmen ist dabei schon ziemlich nützlich.

Björn:
Da ihr eine ziemliche technische Band seid, probt ihr da sehr viel oder holt ihr euch die Sicherheit vom vielen Touren?

Matt:
Fast nur durch das Touren. Wir hassen es zu proben. Manchmal fangen wir an ein Set bei der Probe zu spielen und kommen uns dabei ziemlich blöd vor. Wenn wir länger nicht getourt haben, sind die ersten Shows immer eine Herausforderung aber während der Tour wird es dann viel besser.

Billy:
Wenn wir neues Material schreiben, dann proben wir eigentlich so richtig. Aber wenn ein Album dann draußen ist, proben wir wieder weniger.

Björn:
Wie steht ihr zu dem Emo-Indie-Math-90s-Rock-Revival, das derzeit stattfindet? Findet ihr das gut oder seid ihr mehr Fans der alten Bands aus den 90ern oder wie ist da eure Haltung?

Dylan:
Wir mögen die Musik einfach grundsätzlich, ganz egal von wann. Du meinst jetzt das ganze Emo-Revival oder? Naja, diese ganzen Bands hat es immer gegeben, das Genre ist nur zwischenzeitlich in der Versenkung verschwunden und jetzt auf einmal wieder total populär. Es war aber nie wirklich weg. Jetzt bekommt dieser twinkelige Midwest-Emo-Sound lediglich wieder mehr Publicity, was ziemlich klasse ist, denn viele Freunde von uns spielen in all diesen Bands. Für uns ist das also super.

Björn:
Könnt ihr mir eine Band oder einen Künstler nennen, der einen großen Einfluss auf euch ausübt, musikalisch oder ganz generell?

Billy:
Um ehrlich zu sein, sind The Fall Of Troy mit unser größter Einfluss. Das war die Band, die wir auf der Highschool hoch und runter gehört haben als wir mit der Band anfingen. Am Anfang waren wir viel punkiger und nachdem wir The Fall Of Troy für uns entdeckt hatten, haben wir uns immer mehr für technisches Zeug interessiert und versucht, besser an unseren Instrumenten zu werden. Und Blink 182 war die früheste Band, die wir überhaupt gehört haben.

Matt:
Als Tiny Moving Parts langsam zu einem ernsten Projekt wurde, waren da eigentlich drei große Einflüsse: Thursday, mewithoutYou und The Fall Of Troy.

Björn:
Dann ist das jetzt ja eine ziemlich aufregende Tour für euch, wenn ihr große Fall Of Troy-Fans seid oder?

Dylan:
Absolut, allein die Tatsache auf einem anderen Kontinent zu touren ist schon mehr als wir je erwartet hatten als wir anfingen, aber dann noch mit denen unterwegs zu sein ist ein Wunschtraum.

Björn:
Erlebt hier Höhen und Tiefen auf einer Tour, und wenn, wie geht ihr mit den Tiefen um?

Billy:
Das einzige, was ansatzweise unschön ist, sind die langen Fahrten und das damit verbundene, frühe Aufstehen manchmal. Aber damit arrangiert man sich. Ich sollte mich da außerdem nicht beschweren, viele Leute müssen morgens früh raus.

Matt:
Bisher war das einzige Problem, den Jetlag los zu werden. Wir haben auf dem Flug nicht geschlafen und sind dann früh morgens gelandet.

Dylan:
Dann bist du erstmal ein bisschen neben der Spur. Aber das ist alles halb so wild, wirkliche Tiefen haben wir gar nicht. Wenn irgendwas Negatives passiert denken wir einfach daran, wie gut es uns eigentlich geht, dass wir auf Tour sind und Spaß haben.

Billy:
Wir fangen sofort an Witze über ungünstige Situationen zu reißen.

Dylan:
Wenn unser Tourvan kaputt geht, dann fangen wir schon an Witze darüber zu machen, kurz nachdem wir den Abschleppdienst gerufen haben. Es ist wie es ist, du kannst in der Situation doch eh nichts machen.

Billy:
Irgendwann ist der Van repariert und du spielst die Tour weiter, man muss über sowas einfach lachen können.

Björn:
Ihr seid alles ziemliche Optimisten, oder?

Dylan:
Na klar, das Leben ist schön.

(alle lachen)

Björn:
Was ist denn typischerweise so das erste, was ihr macht, wenn ihr von einer Tour nach Hause kommt?

Dylan:
Öhm…schlafen. Naja es kommt drauf an, wie spät es ist. Wenn wir nicht erst abends wiederkommen, bleiben wir noch ein bisschen auf, trinken was mit unseren Eltern und hängen zusammen rum. Und dann wird richtig lange geschlafen.

Matt:
Ich komme am liebsten spät zurück, werfe einfach meine Sachen erstmal irgendwohin und schlafe und kümmere mich dann am nächsten Tag so langsam darum, alles auszuräumen.

Björn:
Was spielt ihr lieber, die kleinen Support-Slots für größere Bands und Festivals oder eure eigenen Headliner-Shows?

Billy:
Ach, alle machen Spaß. Wir hatten jetzt gerade unsere erste richtige Headliner-Tour in den Staaten nachdem „Celebrate“ rauskam. Das hat super viel Spaß gemacht, wir waren nur ein wenig nervös, weil es diesmal ja unser Publikum war und wir uns mehr für die Shows verantwortlich gefühlt haben. Wenn du nur Vorband bist und etwas nicht so gut läuft, naja was solls, du bist nur die Vorband, halb so schlimm. Auf den eigenen Headlining-Shows muss man sich auch mehr zurück halten weil du ja erst später am Abend spielst.

Björn:
Meine letzte Frage wäre: Da ihr ja aus Minnesota stammt. Mögt ihr Fargo (die Serie)?

Alle:
Oooooh ja, wir liiiieben Fargo.

Billy:
Hast du beide Staffeln gesehen?

Björn:
Ja und liebe die Serie auch, deswegen habe ich mich gefragt, ob ihr als Locals von dort die Serie auch mögt.

Dylan:
Welche Staffel findest du besser, 1 oder 2?

Björn:
Das wollte ich euch eigentlich gerade fragen (alle lachen)

Matt:
Wir mögen alle die zweite mehr

Björn:
Ich kann mich nicht wirklich entscheiden

(an dieser Stelle fangen wir an uns über Serien allgemein zu unterhalten und im Anschluss, wer unsere Lieblingscharaktere sind. Wir skippen das mal in der Schriftversion)

Billy:
Eigentlich sind alle Charaktere ziemlich interessant und jeder Schauspieler spielt wirklich gut. Ich glaube, je nachdem wie die nächste Staffel so wird, hat die Serie das Potential am Ende besser als Breaking Bad zu werden.

Björn:
Ich glaube, wir könnten jetzt noch ewig weiter über Serien reden, danke euch für eure Zeit und das Interview.

Alle:
Haha, gern, war uns eine Freude.