Departures – Death Touches Us From The Moment We Begin To Love (Holy Roar Records/Alive, 29.07.16)

Sollten die Brightoner Szene-Lieblinge von More Than Life jemals nach einer Nachfolgeband gesucht haben. Voilá. Ein paar hundert Meilen (sagt man ja auf der Insel) nördlich, im schottischen Glasgow, befinden sich wohl die heißesten Anwärter für den Job. Dass Departures in eine sehr ähnliche Richtung wie die südenglischen Kollegen gehen, konnte man auf den ersten beiden Alben „When Losing Everything Is Everything You Wanted“ und „Teenage Haze“ schon hinreichend feststellen. Mit „Death Touches Us From The Moment We Begin To Love“ folgt nun der Drittling des schottischen Quintetts und wartet abermals mit einem immens düsteren Titel auf.

Der Sound der Band besteht in seinen Grundpfeilern aus einem Midtempo-Schlagzeug, verzweifeltem, emotionalem Geschrei und sehr melodischen Gitarren. Ähnlich wie bei More Than Life ist eine Kernrezeptur das Arpeggio-Spiel offener Akkorde von einer, und Powerchords oder oktavierte Melodielinien von anderer Gitarrenseite. Departures schaffen dabei eine perfekte Verbindung aus Aggressivität, Emotionalität und Melodiösität.

Trotz der für Hardcore-Verhältnisse vergleichsweise langsamen Songtempi strahlen die Schotten eine immense Energie aus. Dabei wird (glücklicherweise) auf einen metalesquen Anstrich, wie er bei vielen anderen, emotiven Hardcore-Kapellen aus dem (bald nicht mehr?) Vereinigten Königreich üblich ist, verzichtet. So klingt auch das Schlagzeug nicht zu überladen nass und obwohl der Bass, am besten zu hören bei „1994“, sehr düster und voluminös klingt, behält er doch das Stück Kernigkeit, das die Band noch mehr in einer traditionsbehafteten Linie hält.

Wie auch der Brightoner Counterpart zuletzt, hat man sich auf der neuen LP nicht gescheut, den Zerrgrad der Gitarren ein wenig zu verringern und diverse Clean-Passagen mit warmem Plattenhall einzubauen. Dem allgemeinen, postrockesquem Sounddesign, das derzeit so en vogue scheint, wird hier Genüge getan. Während das bei manchen Hardcore-Bands aufgesetzt und effekthascherisch wirkt, fügen sich die verträumten Passagen perfekt in den Sound der Glasgower ein.

Eine brilliant austarierte Produktion verbindet sich auf dieser Platte mit exquisitem Songwriting, der Langspieler hat keinen einzigen Ausfall zu beklagen. Fans traditioneller Hardcore-Facetten werden aufgrund des vergleichsweise ruhigen Tempos vermutlich die Nase rümpfen, das soll der Großartigkeit dieser Scheibe jedoch keinen Abbruch tun. Hier liegt ein astreiner, postrockgetränkter Hardcore-Release vor, der jedem The Tidal Sleep-, More Than Life-, Svalbard-, oder Goodtime Boys-Fan ein breites Lächeln entlocken sollte.

 

Departures - Death Touches Us, From The Moment We Begin To Love - Artwork

01. Sleepless
02. The Last Dance
03. In Colour
04. Waiting
05. Broken
06. Set Adrift
07. Death Of Youth
08. Lost
09. 1994
10. Memorial

5