Bohren & der Club of Gore – Bohren for Beginners

„Bohren for Beginners” – nein, das ist kein Einsteigerkurs für Handwerkerneulinge, sondern eine als Eintritt in die Welt der Instrumentalband Bohren & der Club of Gore gedachte Compilation. 17 Nummern, sowohl alte „Hits“, als auch Rares, neu Gemischtes sowie ein komplett neuer Song. Über zwei Stunden Musik dieses außergewöhnlichen aus Mühlheim an der Ruhr stammenden Musikerkollektivs.

Und diese Doppel-CD ist gefährlich. Gefährlich für diejenigen, die sich unbedarft darauf einlassen. Denn Bohren & der Club of Gore stehen für düstere Musik voller Tristesse, aber auch schrägen Humor. Songtitel wie „Dandys Lungern Durch Die Nacht“, „Mitleid Lady“ oder „Schwarze Biene (Black Maja)“ sprechen Bände. Sie spielen einen Art Doom-Jazz, bei der sich die Welt um einen herum plötzlich stillsteht und ganz ruhig wird. Wenn die ehemals vier Musiker zu ihren Instrumenten greifen, klingt das wie nachts um Halbvier in einem verrauchten Jazz-Club. Es sitzen nur noch ein paar gebrochene Seelen an der Bar und nippen wehklagend an ihrem billigen Whiskey, nur um kurze Zeit später in die dunkle Nacht hinaus zu stolpern, in Gedanken einen Strick um den Hals. Ein Film Noir in Ton statt Bild.

Die Instrumentierung ist sparsam – Kontrabass, Rhodes-Piano, Saxophon und ein mit Besen gestreicheltes Schlagzeug reichen in der Regel -, das Tempo schneckenartig, die Arrangements recht karg. Es passiert kaum etwas, aber es fasziniert doch ungemein. Kaum zu glauben, dass Bohren & der Club of Gore mal als Metal-Hardcore-Bastard angefangen haben. Zurück blieben das stoische Element des Doom und die abgründige Dunkelheit.

Viele dürften den Sound langweilig bis abstoßend finden. Doch es gibt tatsächlich einiges zu entdecken in diesem Hort der Langsamkeit, der einen mal mit voller Wucht entschleunigt – selbst wenn man Jazz komplett zum Erbrechen findet. Während die erste CD noch verhältnismäßig variantenreich klingt, ist bei der zweiten alles zu spät. Hier haben sich auch die beiden ungewöhnlichsten Nummer versammelt. „Catch My Heart“ zum Beispiel. 1. eine Coverversion der Metalband Warlock (!) und 2. erklingt die Stimme von Mike Patton (u.a. Faith No More), der hier äußerst intensiv durch die im Original recht gewöhnliche Nummer croont. Groß! Beim abschließenden „Dandys lungern durch die Nacht“ vom Debüt „Gore Motel“ schimmern doch noch die Wurzeln der Band durch und der Hörer wird aus seiner Lethargie gerissen.

Zusammenfassend: Eine tolle Werkschau einer sehr speziellen Band, die zum freundlichen Schleuderpreis von einem Zehner zu haben ist. Sollte man einsacken!

Wer jetzt angefixt ist, kann sich freuen, dass nächster Zeit die drei Bohren-Alben „Sunset Mission“, „Black Earth“ und „Geisterfaust“ wiederveröffentlicht und erstmals auch auf Vinyl erscheinen werden.

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Trackliste:

– CD1:
1. Karin
2. Prowler
3. Constant Fear
4. Maximum Black
5. Ganz Leise Kommt Die Nacht
6. Unrasiert
7. Still Am Tresen
8. Black City Skyline
9. Kleiner Finger
10. Zombies Never Die

– CD2:
1. Daumen
2. Catch My Heart
3. Mitleid Lady
4. Der Angler
5. Schwarze Biene (Black Maja)
6. Titel 2
7. Dandys Lungern Durch Die Nacht

4.5