Basement

Basement – Promise Everything (Run For Cover, 29.01.2016)

Seattle liegt irgendwo in England. Dessen sollte man sich nach dem Hören einer Basement-Platte bewusst sein. Und das ändert sich mit der neuesten LP „Promise Everything“ nicht. Wieso auch. Darauf haben Fans der Band gewartet. Und bekommen mit diesem Album viel mehr als eine weitere Interpretation des 90s-Revivals.

In den letzten Jahren ist der Sound vieler Bands aus den 1990ern, gerade bei jungen Bands, wieder sehr populär geworden. Eine neue Generation von Emo-Kapellen klingen wie die Get Up Kids, Christie Front Drive, Mineral oder American Football. Die eine oder andere Reunion der älteren Generation bleibt auch nicht aus. Dann gibt es wiederum Bands, die den Geist der Seattle-Szene Ende der 80er, Anfang der 90er und den Grunge in gleichem Maße wiederbeleben. Eines der prominentesten Beispiele sind Daylight gewesen, die sich in Superheaven umbenennen mussten (irgendwas mit Namensrechten), und ihr britischer Counterpart Basement.

Während die Amerikaner von Superheaven mit ihrem neuen Werk „Ours Is Chrome“ jedoch eine leicht shoegazigere Richtung einschlugen, haben sich Basement nach einer kurzen Auszeit dazu entschlossen, ihren eigenen Weg konsequent weiter zu verfolgen. Und das tut der Platte extrem gut. Denn „Promise Everything“ erfüllt seine Versprechen. Die Pause scheint den Briten gut getan zu haben. Das gesamte Album wirkt kohärenter und durchdachter als seine Vorgänger. Die Arrangements sind ausgearbeitet, die Stücke spielfreudig und sorgen mit einer gewissen Dynamik für Kurzweil beim Durchhören der Langspielplatte.

Sehr positiv fällt auch der ungemein hymnische Charakter, der auf der letzten Platte „Colour Me In Kindness“ vorrangig durch „Whole“ oder „Covet“ vertreten war, auf, der auf dem neuen Album wesentlich präsenter und außerdem energiegeladener wirkt. Mehr noch als zuvor beweisen Basement hier ein Händchen für Melodien. Abgesehen davon, dass „Promise Everything“, wie auch schon sein Vorgänger, extrem wuchtig und dicht produziert wirkt, sorgen die intelligent eingesetzten Melodien doch immer wieder für eine gewisse Harmonisierung in den 10 Songs.

Ein gutes Beispiel dafür ist „Lose Your Grip“, von dem man am Anfang eine treibende, mehr rhythmische, als melodische Grunge-Nummer erwarten würde, bevor man in der Bridge dann eines Besseren belehrt wird. Andrew Fishers Stimme wirkt weniger näselnd als auf den Vorgängeralben, hat an Aggressivität und Emotion jedoch nichts verloren, wie sich im abschließenden Höhepunkt des Songs zeigt.

Eine songwriterische Meisterleistung ist im anschließenden „Aquasun“ zu finden, bei dem sich die frenetische Grunge-Energie der 5 Jungs aus Ipswich mit balladesque-, melodischen Strophen und einem Ohrwurmrefrain, wie man ihn kaum besser schreiben könnte, verbindet. Während die beiden Stücke „Oversized“ und „Halo“ als ruhigere Stücke fungieren, ist „Aquasun“ doch die wahre Ballade auf „Promise Everything“.

Abgesehen davon hat die Platte aber auch jede Menge treibende, wuchtige Nummern zu bieten („Brothers Keeper“, „Hanging Around“ oder „Submission“). Der hymnische Anfang von „Blinded Eye“ findet in der Weezer-artigen Gitarrenmelodie, die folgt, einen weiteren Höhepunkt. Der Titeltrack selbst hat dann noch einmal ein erinnerungswürdigen Moment. Nach der Hälfte des Songs wird plötzlich in ein Bass-Solo mit wunderbar dreckigem Sound gewechselt, über das anschließend, leise herabrieselnde Gitarrenflächen eine, für Basement bisher unbekannte, ambient-lastige Atmosphäre erzeugen. Für mich persönlich die beste Stelle des ganzen Albums.

„Promise Everything“ hält, was es verspricht. Es stellt nicht nur eine konsequente Fortsetzung, sondern auch eine Weiterentwicklung der 5 Briten dar. Freunde gut geschriebener Rockmusik sei dieses Album ans Herz gelegt, Basement-Fans dürfen auf dieses Album in keinem Fall verzichten.

4.7