Interview – “Und wenn morgen alle wollen, dass wir beim Hurricane oder in Roskilde spielen: wir hätten kein Problem damit. Danke, immer gerne!” mit Spandau

Mit den Jungs von Spandau verbinden mich so einige Erinnerungen der letzten fünfzehn Jahre… von diversen Auftritten im Rattenloch in Schwerte a.d. Ruhr, über die Fahrt mit einem „leicht“ alkoholisierten Freund ins „Indra“ nach Hamburg und dem dortigen Gig mit den `Vorstadtkindern´ und dem fast Rausschmiss, da der Besitzer uns des „Bierdiebstahls“ bezichtigte!

Meine Güte, lang lang ist das her (ich denke das muss so um die 2007 gewesen sein)… und nun, Jahre später steht nach längerer Schaffenspause mal wieder ein Konzert an, zu welchem die Band gemeinsam mit den `Kafkas´ ins Hamburger Molotow geladen haben.

Ein guter Anlass vorab die eine oder andere Frage an den Mann zu bringen:

Jens:
In den letzten Jahren ist es ja eher ein wenig ruhiger um euch geworden und man musste schon befürchten, dass das Kapitel Spandau in absehbarer Zeit Geschichte werden sollte. Habt ihr überhaupt noch daran geglaubt nochmal gemeinsam auf der Bühne zu stehen?
Axel:
Wir haben immer daran geglaubt, bzw. stand es eigentlich nie zur Debatte, die Band aufzulösen! Wir waren nie „weg“ sondern haben uns nur immer mal wieder Freiräume für andere Dinge im Leben außerhalb der Band geschaffen. Jeder von uns hat neben Spandau auch noch seinen eigenen Lebenskosmos, es gibt mittlerweile Familien, Kinder… es wird dann die Welt bereist, es werden neue Arbeitsstellen in fremden Städten angetreten oder es werden Elternzeiten genommen. Vier verschiedene Leben! Und manches Jahr ist die „Schnittmenge Spandau“ größer und mal kleiner– wir sind da sehr frei und unkompliziert. Fakt ist: wir sind immer noch eine Band und wir sind immer noch gerne zusammen!

Jens:
Wie kam es nun zu diesem Doppelkonzert in Hamburg und in Berlin?
Axel:
Ich glaube tatsächlich, dass es von den Kafkas ausging, mal was zusammen zu machen. Es war schon länger die Rede von einer gemeinsamen Tour…und daraus ist jetzt diese Wochenendtour geworden.

Jens:
Gibt es eine besondere Verbindung zu den „Kafkas“ oder war es eher ein Zufall, dass ihr nun die beiden Gigs mit den Jungs aus Fulda bestreitet (und Frau Mansmann)?
Bernd:
Der erste Kontakt zu den Kafkas ist über meine Arbeit für das Blueprint-Onlinefanzine (www.blueprint-fanzine.de) entstanden, für das ich vor einigen Jahren mal ein Interview mit deren Sänger Markus geführt habe. Wie es der Zufall so wollte, wurden sowohl wir, als auch die Kafkas kurz darauf für ein Benefiz-Festival für „Viva con Aqua“ angefragt, welches allerdings aus organisatorischen Gründen kurze Zeit später wieder abgesagt werden musste. Dennoch standen wir mit den Kafkas seit dem immer mal wieder in losem Mail-Kontakt, in dem im Laufe der Zeit der Wunsch gereift ist, mal ein paar gemeinsame Konzerte zu spielen, zumal wir auch musikalisch aus meiner Sicht recht gut harmonieren. Als sich abzeichnete, dass wir uns mit Spandau nach längerer Auszeit mal wieder auf die Bühne wagen, haben wir nun Nägel mit Köpfen gemacht und die Jungs gefragt, ob sie mit uns das Wochenende verbringen.

Jens:
Ich denke die letzten fast zwanzig Jahre hattet ihr bestimmt die Möglichkeit auf oder neben der Bühne viele Bands näher kennen zu lernen, haben sich daraus auch Freundschaften entwickelt und mit wem hattet ihr bisher die abgefahrensten Erlebnisse?
Axel:
Wir haben natürlich sehr viele Bands kennen gelernt in den Jahren und viele davon haben wir als sehr angenehm und als nette Menschen kennen gelernt. Andere auch nicht. Natürlich werden hier jetzt keine Namen genannt  Und abgefahrene Erlebnisse…die gab es sicherlich auch. Vor allem aber die tausend kleinen komischen Situationen in die man als Band so geraten kann. Ich muss heute noch lachen, wenn ich daran denke wie Deniz (heute bei Herrenmagazin) in einer Tankstelle Senf über seine (dampferhitzte) Bockwurst geben wollte. Und die Senfflasche wurde dann (weit ausholend) zentrifugiert bzw. der am Flaschenboden befindliche Inhalt nach oben geschüttelt. Leider war der Deckel auf und es spritzte eine gelbe Spur auf den Boden quer durch den Laden, von der Kasse bis zum Ausgang. „oh, äh – sorry!“ Sowas ist Spandau-typisch. Wir hätten da noch mehr heldenhafte Storys…

Jens:
Teilweise habt ihr ja mittlerweile Familie und Kinder. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass die Möglichkeit von regelmäßigen Proben und Auftritten dadurch schon sehr eingeschränkt ist. Wie umfangreich sahen die Vorbereitungen für die beiden Gigs aus?
Axel:
Wir haben uns mit sehr viel Disziplin vorbereitet!!! Nein im Ernst: wir hatten alle sehr viel Bock, es nach längerer Pause mal wieder krachen zu lassen. Und da haben wir uns dann natürlich ein paarmal vorher getroffen. Und manch einer von uns hatte sogar sein Instrument dabei…

Jens:
Ist das nun der Anfang einer Konzertserie bzw. schreibt ihr schon neue Songs… wird es vielleicht in absehbarer Zeit sogar eine neue CD von euch geben? Wie sehen die Pläne für die musikalische Zukunft aus?
Axel:
Wenn uns jetzt Jemand fragt, ob wir da und da spielen wollen dann werden wir dem nachkommen. Es sei denn es gibt wichtige Gründe dagegen. Wir sind alle immer irgendwie musikalisch aktiv. Wie gesagt mal mehr und mal weniger. Mal mit Spandau und mal ohne. Aber es wird neue Lieder geben – bestimmt. Es geht doch immer weiter… wir machen uns da weder Sorgen noch Stress. Wir sind ja unabhängig und können es so machen wie wir wollen!

Jens:
Am Freitag habe ich beim „Love A“ Konzert im Uebel & Gefährlich Deniz von „Herrenmagazin“ getroffen und mich direkt an euer erstes Konzert (damals noch mit ihm am Schlagzeug) im Rattenloch zurück erinnert… habt ihr eigentlich noch Kontakt zu ehemaligen „Spandauern“?
Axel:
Zu manchen mehr, zu manchen weniger. Es gab ja schon so ein paar Wechsel in den Besetzungen. Zu Deniz und Bodo haben wir auf jeden Fall noch eine liebevolle Beziehung und wir freuen und immer riesig, wenn wir uns mal wieder sehen. Deniz hat ja z.B. auch bei unserem letzten Album (als die Jugend kollabierte) mitgesungen…

Jens:
Ihr habt immer großen Wert darauf gelegt, nicht mit irgendeiner Welle mit zu schwimmen und euch vom Mainstream fern zu halten. Habt ihr es irgendwann mal bereut bzw. euch nachträglich darüber geärgert, nichts vom großen Kuchen abgeschnitten zu haben?
Axel:
Wir haben immer die Musik gemacht, die wir machen wollten. Wir haben dabei aber nie gesagt: wir machen jetzt „Indierock“ der soundso klingen soll. Wir haben halt immer einfach gemacht…wenn wir im Proberaum zusammen kommen und die Verstärker aufreißen klingt es halt so wie Spandau klingt. Wir sind nach wie vor empfänglich für alle Dinge, die mit dieser Band passieren sollen. Und wenn morgen alle wollen, dass wir beim Hurricane oder in Roskilde spielen: wir hätten kein Problem damit. Danke, immer gerne! Es sei denn…naja, wir genießen halt auch gern unsere Freiheit!

Jens:
Mit der Vorfreude auf Freitag bedanke ich mich für das Interview und eure Zeit!
Solltet ihr im Juni noch nichts vor habt, vielleicht habt ihr ja Lust auf einen Gig bei unserer Party zum einjährigen Bestehen des „Handwritten Mag“?! 😉
Bernd:
Sehr gerne! Aber sag rechtzeitig wegen des vorgesehenen Termins Bescheid, denn wie Axel bereits angedeutet hat fließen bei unserer persönlichen Terminplanung inzwischen vier Frauen, ein halbes Dutzend Kinder, ein Hund, mehrere Katzen, diverse Hühner und zwei Laufenten mit rein. Aber ich bin mir sicher, das kriegen wir schon irgendwie hin…

Jens
Handwritten-Mag

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